„I chime in with a Haven’t you ever heard of“: Panic! At The Disco bringen ein neues Album raus! Auch wenn die meisten Menschen die US-Band vor allem mit der berüchtigten Emo-Ära der 2000er und dem Song „I Write Sins Not Tragedies“ verbinden, ist die neue Platte „Pray For The Wicked“ bereits das sechste Studioalbum von Panic! At The Disco, bzw. des mittlerweile einzig verbleibenden Bandmitglieds Brendon Urie.
Nachdem Urie im letzten Jahr in dem Broadway-Musical „Kinky Boots“ mitwirkte, wollte er sich eigentlich eine kleine Auszeit gönnen. Doch so gepusht und inspiriert wie er sich bei seiner Rückkehr nach L.A. fühlte, war an eine künstlerische Pause nicht zu denken. Stattdessen steckte Urie seine Energie im Namen von Panic! At The Disco in die neue LP „Pray For The Wicked”.
Dass seine künstlerische Energie stark von seiner Boradway-Zeit geprägt wurde, lässt sich mit Blick auf die theatralische Gestaltung des Albums nicht leugnen. Eindeutig heraushören lässt sich der broadwayeske Unterton etwa in dem Song „Roaring 20s“:
Durch den eingängigen Rhythmus und den dramatischen Aufbau des Titels spielt sich vor meinem inneren Auge eine schillernde Musical-Performance mit schicken 20er-Jahre Kostümen und einer Unmenge Tänzer*innen ab.
Obwohl Panic! At The Disco seit jeher einen starken Hang zur Melodramatik haben, zeigt sich dieser in „Pray For The Wicked“ besonders ausgeprägt. Das mag auch daran liegen, dass Brendon Urie nicht nur stilistisch, sondern auch stimmlich von seiner Musical-Performance profitierte.
Der Sänger fühlte sich schon immer zu höheren Stimmlagen berufen, doch was er am Ende von „Say Amen (Saturday Night)“ an Stimmgewalt in den höchsten Tönen abliefert, grenzt schon ans Übermenschliche.
Ausbalanciert wird die Theatralik der Platte durch eine sommerliche Los-Angeles-Lässigkeit, die Panic! At The Disco zum Beispiel in dem Song „Hey Look Ma, I Made It” an den Tag legt und die mich unweigerlich an Maroon 5 denken lässt.
Müsste ich „Pray For The Wicked” mit möglichst wenig Worten beschreiben, würde ich es wohl als ein My-Chemical-Romance-Musical bezeichnen, das in Los Angeles spielt. So wild und absonderlich das auch klingen mag, ist das Album wider Erwarten wahnsinnig stimmig und mitreißend.
Der beste Beweis dafür ist der Track „High Hopes“, der mit Bläsern, Perkussion und Streichern wie eine festliche Marschmusik daherkommt und mich auch nach dem ungefähr 1.000 Mal hören mitschunkeln lässt – vielleicht sogar jedes Mal ein bisschen mehr.
Doch anstatt den Song als ‚Guilty Pleasure‘ abzutun, werde ich ihn einfach für seine Einzigartig feiern, so wie „Pray For The Wicked“ als Ganzes. Wer hätte gedacht, dass ich mich noch mal so für Panic! At The Disco begeistern würde?