Lucius versuchen es ja, das kann man nicht leugnen. Wo wir der Elektro-Pop-Band im Jahr 2016, und zum Anlass ihres letzten Albums „Good Grief„, noch den Griff zu übermäßigen „Geschmacksverstärkern“ zum Vorwurf machen, besorgt auf dem aktuellen Album der Gruppe eher der fehlende Mut zur aufdrängenden Kulinarik.

Das Album ist nämlich nicht wirklich ein neues, alleinstehendes Konzeptalbum, sondern eine Kompilation und ein Arrangement von Songs, die nochmal in die Küche zurückgeschickt wurden.

„Nudes“ ist, was es verspricht. Nackte, von überbordernder Indiepoppifizierung befreite Tracks früherer Alben wechseln sich ab mit Neuem, das dazu passt, und Covern, die passend gemacht werden.

Dabei wirken leider besonders die Songs, die auf früheren Alben noch den Sound der Band aus Brooklyn prägten, wie unfertige Skelette ihrer ursprünglichen Form. Die akustische Reduktion bringt zwar auch die Sanftheit und Ruhe mit sich, die auf „Good Grief“ noch für lichte Momente gesorgt hat, „überlebensgroß“ erscheint hier aber leider kaum etwas.

„Nudes“ wirkt eher wie ein Experiment. Allein schon die monochrome Gestaltung des Covers deutet darauf hin, dass das Album eher als Zwischenschritt, als Dokumentation eines Prozesses gedacht ist.

Das muss jetzt nicht bedeuten, dass wir von Lucius in Zukunft nur noch folkige Indie-Pop-Balladen erwarten sollten. Sondern wahrscheinlicher, dass die zahlreichen Schichten, die zur Entstehung von „Nudes“ abgelegt wurden, jetzt neu und frisch wieder zusammengetragen und übereinandergelegt werden können.

Auch, wenn „Nudes“ nicht auf voller Länge mit Neuem überzeugt, wirkt es als Ankündigung für Kommendes doch hoffnungsvoll. Es ist eben kein Album, sondern die offene und transparente Enthüllung eines Transformationsprozesses, der auch Einblick in die Selbstfindung der Band gibt.

Nicht zuletzt drängen Jesse Wolfe und Holly Laessig, die beiden Frontsängerinnen, auf dem aktuellen Tonträger mehr denn je in den Vordergrund der Band und dominieren in ihrer Zweistimmigkeit eindrucksvoll das gesamte Ensemble.

Streift sich die Band jetzt langsam aber bewusst all das wieder über, was vielleicht zur Gewohnheit geworden war, steht einem Comeback mit einem tatsächlichen Album nichts im Weg.

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