„All The Way To Rio“ heisst das neue Album von Anna Ternheim und es ist alles andere als sonnig, wie es der Titel vermuten lassen könnte. Die blonde Schwedin steht für Schwermut, Melancholie und düster-schöne Songs in Mol.

Das siebte Album, das acht Lieder umfasst und nach rund einer halben Stunde endet, wurde zwischen Stockholm, New York und Ipanema geschrieben und zusammengesetzt.

Mit „All The Way To Rio“ wird der Longplayer eröffnet, es ist eine schwerelose, sphärische Nummer. Alles hinter sich lassen, die betrügenden Partner*innen, die freudlose Wohnung, das Stück altes Leben, das mit schmerzlichen Erinnerungen verknüpft ist, darum geht es in dem ersten Song.

Ternheim reiste nach Rio, um Abstand zu bekommen. Schwimmen, schreiben und schlafen haben den kreativen Prozeß, der stockte, wieder in Gang gebracht. Auch die Begegnung mit dem Künstler Jacob Felländer in New York half der Musikerin, ihr neues Werk fertigzustellen.

Der Maler ist ein Experte für kalte Landschaften wie z.B. den verschneiten Himalaya. Ternheim betrachtete sich seine Bilder bei der Fertigstellung des Albums und Felländer hörte beim Malen ihre Musik. Solche künstlerischen Synergien lassen sich kaum planen, scheinen aber offenkundig zu helfen.

Das Gefühl, ganz früh morgens allein durch die Straßen zu laufen, wird in „4 In The Morning“ beschrieben. Die Einsamkeit ist in solchen Momenten besonders spürbar, die Ruhe der noch schlafenden Stadt aber auch.

„Holding On“ und „Keep Me In The Dark“ sind die zwei Songs, die aufgrund ihrer Dynamik hervorstechen. In „Holding On“ ruft Ternheim laut ins Dunkle und die E-Gitarre verstärkt ihren Ruf.

Zögerliche Klavierakkorde eröffnen hingegen „Keep Me In The Dark“ und Anna Ternheim singt über  die Absicht, eine Person zu lieben – natürlich aus dem Dunklen heraus und mit aller Vorsicht. Ab der Hälfte des Tracks übernehmen die Instrumente das Versprechen, die Eingangsakkorde runden „Keep Me In The Dark“ schließlich ab.

Es ist durchaus passend, dass Anna Ternheim in umfunktionierten Kirchen auftritt, ihre Platten haben meist etwas Sakrales, bisweilen auch Schwermütiges. „All The Way To Rio“ ist da keine Ausnahme, sondern ergänzt den Ternheimschen Schaffenszyklus um ein weiteres Kapitel beziehungsweise Album.

Die Platte kann Trost spenden: Wenn man denkt, man sei einsam, beweist das neue Ternheim-Werk eines: Anna ist einsamer. Darauf einen Rotwein trinken und einen Spaziergang durch die nächtlich leeren Straßen, egal ob in Stockholm, New York oder Bielefeld machen, gerne mit „All The Way To Rio“ auf den Ohren.

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