Es ist Herbst. Die Tage werden wieder kürzer und grauer, und der Regen wird zum Dauerzustand. Wenn genau zu diesem Zeitpunkt die Everybody’s-Darling Underdogs des Indie-Rocks ein neues Album herausbringen und das „Going Grey“ nennen, dann kommt man um die Herbstreferenzen wirklich nicht drumrum.
Denn auch die Vorab-Single der Front Bottoms passt mit dem Titel „Raining“ thematisch genau ins Konzept. Und wenn dann auf dem Cover dazu noch ein Mensch in gelber Regenjacke gezeigt wird, dann kann das doch wirklich kein Zufall mehr sein, sondern schreit nach Absicht.
Mit „Raining“ als Vorbote zu „Going Grey“ haben die Front Bottoms aber nicht nur thematisch die richtige Wahl getroffen, sondern auch musikalisch. Der Song ist ohne Frage einer der besten, wenn nicht sogar der beste Song der Platte.
Er vereint alles, wofür man das Duo aus New Jersey seit dem selbstbetitelten Debüt ins Herz geschlossen hat. Akustik-Gitarre, ein bisschen folkiges Geschrammel, das am Punk genippt hat und Lyrics, die so einfach und doch so vielsagend sind. Frontmann Brian Sella erzählt vom Leben mit einer psychischen Krankheit und bringt mit Zeilen wie „On the outside I was fine/ But inside I was all torn up“ die Materie genau auf den Punkt.
Leider kann der Rest von „Going Grey“ die Erwartungen, die „Raining“ verspricht, nicht ganz halten, was bei den Front Bottoms aber auch keine völlige Überraschung ist. Allerdings fallen manche Songs schon auffällig aus dem Rahmen.
„Grand Finale“ beginnt mit dunklen Synthies, jeder Menge Hall und abgedroschenen Harmonien. Der möchtegern-krachige Refrain, der vor sein Pop gerne ein Dark setzen möchte, klingt dann wie eine gruselige Mischung aus Depeche Mode und My Chemical Romance.
Vielleicht hat Produzent Nicholas Furlong, der bereits bei Acts wie Blink-182 oder Papa Roach an den Reglern gedreht hat und bei „Going Grey“ auch mitmischen durfte, den Front Bottoms eine Jacke anziehen wollen, die ihnen einfach nicht richtig passt. Zum Glück bleibt „Grand Finale“ der einzige Totalausfall.
„Going Grey“ ist nicht außergewöhnlich. Ein guter Begleiter für zumindest diesen Herbst ist die Platte aber allemal.