Joar. Kann man machen – muss man aber nicht. Vessels aus Leeds überladen mit Beats und Rhythmen und sagen endgültig Goodbye zum gitarrendominierten Post-Rock.
Stattdessen, in club-tauglicher Formvollendung, schwappt das vierte Album des britischen Quintetts über an elektronischen Sounds, Synthesizern und Percussion-Beats. Leidlich hinzugemischt wird fleißiger Autotune-Gebrauch beim Gesang, für die spacige Note (ganz grässlich hierbei: der Flaming-Lips-Beitrag); und fertig ist ein angeblich ach so komplexer, elektronische Soundwelten durchstreifender Klangteppich.
Doch das fleißige künstlerische Beat-Gebastel kann auch viel radikaler beleuchtet werden. Das Diktat des digitalen Mediums, ob zum Kommunizieren oder Musizieren, erzeugt Durchschnittlichkeiten.
Da können Tom Evans (Electronics, Vocals), Tim Mitchell (Drums), Martin Teff (Guitarre, Bass, Synthies), Lee J. Malcolm (Electronics, Synthies, Drums) und Peter Wright (Electronics) noch so grundsympathische Dudes sein, die nie die großen Pfundnoten scheffeln werden: Ihr Werdegang von einer Instrumente benutzenden Indie-Band zu weiteren, ewig kopfnickenden Regler-Drehern ist symptomatisch für eine mediale Übergangszeit, in der die Errungenschaft des Neuen manches Mal vor der Kreativität kommt.
Natürlich gibt es auch gegenteilige Beispiele, Caribou etwa ist durch seinen Laptop-gegen-Instrumente-Tausch ganz und gar nicht schlechter geworden. Aber „The Great Distraction“ von Vessels hört sich wie eines jener Beispiele an, in dem Musiker den technischen Möglichkeiten ihrer neuen, exquisiten Computer-Software erlagen, anstatt echtes Songwriting zu betreiben.
Zieh am Joint und probier‘ aus, was die Maschine alles kann. Wow, solche Rhythmen könnte ein Schlagzeuger niemals spielen! Vessels machen sich zum Advokaten von Apple-Software und legen ein ungemein zeitgemäßes Indie-Electro-Album vor, in welches sie selbstredend wahnsinnig viel Tüftelei gesteckt haben. Kann man machen – muss man aber nicht.