Gegen Cattle & Cane kann die Kelly Familiy getrost einpacken. Zwar können sie in Sachen Haarlänge nicht mithalten, aber was die Verwandtschaftsdichte angeht, macht ihnen keiner was vor. Denn wenn vier von fünf Bandmitgliedern sagen können, dass sie verwandt sind, dann kann man mit Recht von saarländischen Verhältnissen sprechen.

Die Geschwister Helen, Joe, Fran und Vin Hammill haben sich aber auch außerfamiliäre Verstärkung ins Boot geholt und zusammen mit dem Schlagzeuger Tom Chapman die Indie-, Folk-, Pop-Band Cattle & Cane gegründet.

Seit 2009 machen die fünf Engländer*innen Musik, die auch Fans von Mumford & Sons oder Edward Sharpe & The Magnetic Zeros gefallen wird.

Vor allem ihre Platte „Home“, mit der Cattle & Cane 2015 ihr Debüt feierten, untersteht einem sehr klassischen Folk-Sound, der sich nach Strickpullovern und Herbstlaub anhört.

Mit ihrem zweiten Album „Mirrors“ hat die Band nun versucht, ihr Debüt – und damit auch sich selbst – herauszufordern und zu übertreffen. Dabei haben sie sich auch ein wenig von dem ursprünglichen Folk-Einfluss gelöst und so Platz für einen Mix aus Genres und verschiedenen Stilen geschaffen.

„Mirrors“ wurde bereits im Mai in UK veröffentlicht und erscheint nun als Deluxe Edition auch in Deutschland. Darauf befinden sich sechs Bonustracks, die auf dem ursprünglichen Album nicht enthalten waren.

Eröffnet wird die Platte durch den Song „Love On Your Hands“: Nach dem zaghaften Klimpern von Klaviertasten setzt Helen Hammills sanfte Stimme ein. Ganz langsam nimmt der Titel an Geschwindigkeit und Dramatik zu, ohne dabei einen kathartischen Höhepunkt zu erreichen.

„Love On Your Hands“ ist ein Song, den Leute – vornehmlich in Filmen oder bei O.C. California – hören, die völlig angezogen, ja sogar mit Schuhen, im Bett liegen und über ihr gebrochenes Herz grübeln.

Begibt man sich auf die Suche nach dem größtmöglichen Kontrast zu diesem Liebeskummer-Soundtrack wird man schnell fündig: „Fool For You“ ist ein leichter Gute-Laune-Beat, der mit seiner Heiterkeit und Energie glatt als Werbe-Jingle durchgehen würde und sehr an Passion Pits Song „Take A Walk“ erinnert.

Wieder anders verhält es sich mit dem Titel „Make Your Vision“. Der Song bietet abgespaced hallende Elektro-Beats und Vocals, die zwischen unbeschwert und sehnsuchtsvoll schwanken und dabei die perfekte Balance finden.

Cattle & Cane zeigen mit „Mirrors“ deutlich, dass sie sich als Band weiterentwickeln wollen, ohne dabei ihren ursprünglichen Sound wie eine alte Haut abzustreifen. Besonders gut kommt das bei ruhigen Nummern wie „Paper Man“ zum Ausdruck, bei der eine Handvoll Gitarrenriffs und Joes Stimme ausreichen, um Gänsehaut zu erzeugen.

Der Mix aus Alt und Neu, aus Genres und Stilrichtungen fordert aber auch seinen Tribut. So wohl komponiert die einzelnen Songs auch sind, so wenig harmonisch ist die Platte als Ganzes. „

Mirrors“ ist mehr musikalische Anthologie als kohärentes Album, aber in Zeiten, in denen die Shuffle-Taste im Dauereinsatz ist, macht das vielleicht auch nicht so viel aus.

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