Das Leben ist ganz gewiss nur selten albern, nur selten wirklich komisch, und eher nie ein schlechter Witz. Wenn es aber so unglaublich tragisch-grauenhaft aussieht, wie die zynisch-martialischen Fratzen der Trumps, Erdogans und Putins, dann hilft am Ende doch nur Lachen.

Man könnte zunächst meinen, das habe Joshua Tillman alias Father John Misty zur Verhaltensmaßregel seines neuen Albums erkoren, das bezeichnender Weise den Namen „Pure Comedy“ trägt. Der einstige Schlagzeuger der Fleet Foxes schaut hier mit gewohnt klugem Wortwitz in die Abgründe von Gesellschaft, Religion und Politik.

Doch gerade weil das Figurenkabinett des Weltgeschehens wie eine schlechte Comedyshow anmutet, inszeniert Tillmann das Komödiantische nie zum Selbstzweck, sondern als Spiegel – ganz unironisch. „Their idea of being free is a prison of believes“ heißt es im Titelsong. Unschwer zu erkennen, wer damit gemeint ist: „Oh comedy, it’s like something that a mad man would conceive“.

Tillman behält seinen angesoulten Piano-Folk mit partiellen Streichern und Bläsern nicht nur den Demagogen in Spitzenämtern vor, es ist vielmehr ein Rundumschlag, der bereits in den Songtiteln die Adressaten unmissverständlich zur Abrechnung bittet. „Total Entertainment Forever“ stellt die Absurditäten der Religionen in Frage, und startet dabei im Showgeschäft: „Bedding Taylor Swift every night inside the Oculus Rift“.

Die bizarren, aberwitzigen Strukturen der menschlichen Existenz beschreibt Father John Misty so erschütternd direkt und gleichzeitig amüsant, wie es ihm derzeit kaum jemand gleicht tut. „I was pissing on a flame/ Like a child with cash or a king on cocaine/ I got the world by the balls/ Am I supposed to behave?“, fragt er in „A Bigger Paper Bag“ und liefert die Antwort samt der vermeintlichen Folgen mit dem großartigen Wimmelbild-Coverartwork, das Cartoonist Ed Steed vom New Yorker für ihn zeichnete, direkt mit. Ein Tohuwabohu in einer Welt voller Untoten, die sich stets selbst am nächsten sind.

Als müsse Father John Misty noch deutlicher machen, warum er schreibt, wie er schreibt, warum er klingt, wie er klingt, schenkt er in „Leaving LA“ ganze dreizehn Minuten reinen Wein ein: „I never learned to play the lead guitar/ I always more prefered the speaking part“. Wir sagen: „Thank you for the music“ und könnten ewig weiterzitieren.

Das dritte Album von Father John Misty ist ein originelles Potpourri an clever-analytischen Sätzen über den gegenwärtigen Status Quo – der dadurch weder lapidarer noch weniger tragisch, aber insgesamt ein Stück weit erträglicher wird. Und wenn das dazu noch häufig so klingt, wie bei Elton Johns „Madman Across The River“, umso besser.

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