Liest man Rezensionen der Berliner Band Mighty Oaks, beginnen die meist so: Ein Amerikaner, ein Engländer und ein Italiener treffen sich in Berlin und gründen eine Band. Und dann freuen sich die Rezensierenden darüber, dass das klänge wie ein schlechter Witz und fahren fort, die Musik der Berliner Band so oder so zu besprechen.

Tatsächlich verfahren diese Witze, die da angespielt werden, ja meistens so, dass in ihnen Klischees und Stereotype der jeweilig repräsentierten Gemeinschaften aufs Korn genommen werden. 
Ein Anklang, der für die Jungs von Mighty Oaks denkbar unpassend ist.

Denn Ian Hooper, Claudio Donzelli und Craig Saunders zeichnen sich nach außen hin kaum durch ihre Diversität aus. Vielmehr werden sie von dem Wissen geeint, wie es sich anfühlt, zwischen Ländern zu leben, zwischen verschiedenen Zuhausen (warum gibt es dafür eigentlich immer noch keinen richtigen Plural?) und weit weg von lieben Menschen.

Dieses Gefühl zwischen Sehnsucht, Heimat und Weggehen vermitteln sie vor allem in ihren Songs, und zwar auf Musik- und auf Textebene. So ist ihre Musik bekannt für diesen bodenständigen, folklastigen Klang, der an Mumford And Sons und einen ganzen Stab weiterer Indiebands erinnert. 
Wenngleich nicht furchtbar unique, schön klingt es trotzdem.

Und so blieb der Erfolg für Mighty Oaks auch nicht aus. 2010 gegründet, erschien schon das erste Album „Howl“ 2014 bei Vertigo Berlin, wo auch aufstrebende Größen wie AnnenMayKantereit, Circa Waves, Wanda und viele, viele mehr unter Vertrag stehen.

Jetzt also Album Nr. 2. Und weil das bekanntlich besonders schwierig ist, sind Ian Hooper, Claudio Donzelli und Craig Saunders extra an die Orte ihrer Kindheit zurück gekehrt, um sich Inspiration zu holen. Durch und durch Folk eben.

So erzählt es zumindest eine sogenannte Dokumentation über die Band, die unter dem Titel „Horsehead Bay“ von der Produktion des Albums „Dreamers“ berichten will. Tatsächlich liefert der Film vor allem ein Promovideo und zeigt knappe 42 Minuten farbfiltergetränkte Hippness und Heimatidylle mitsamt Naturaufnahmen in Slowmotion, einem Hund, Tee aus Thermoskannen und allem, was dazugehört.

Sehr hübsch, sehr bodenständig und sehr brav. Und ziemlich genau so klingt auch „Dreamers“. Trotz des Einsatzes von Mandoline, Tamburin und Banjo, kommt die Scheibe deutlich poppiger daher als ihr Vorgänger. Markante Stellen und die nötigen Ecken und Kanten fehlen.

Mighty Oaks haben sich mit ihrem zweiten Album für Nummer sicher entschieden und eine gebügelte, zahmere Varianz ihrer bisherigen Musik entwickelt. Aber für den nächsten Trip in die Natur oder beim anstehenden Besuch in der Heimat könnte das ja genau das Richtige sein.

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