Die Rancho de la Luna im kalifornischen Joshua Tree Nationalpark ist seit je her ein mystisch aufgeladener Ort für Anhänger des Stoner- oder Desert-Rock.
Die genre-definierenden Kyuss-Alben, Josh Hommes Desert Sessions, erst recht die frühen Queens-Of-The-Stone-Age-Alben, später dann auch Rocker wie die Arctic Monkeys oder neulich Kurt Vile: Die zum Studio gewordene Ranch in der kalifornischen Wüste, seit dem Tod des Gründers und Earthlings?-Frontmann Fred Drake weiterbetrieben von Eagles-Of-Death-Metal-Gitarrist Dave Catching, hat im Verlauf der Jahre diversen Bands, die alle dem Gott der Gitarre Tribut zollen, ihre Pforten geöffnet.
Das seit 1979 in vielfacher Besetzung rockende Tuareg-Kollektiv Tinariwen fand nun endlich auch den Weg von ihrer Sahara in die Wüste Kaliforniens. Schuld daran ist aber wohl der leidige Bürgerkrieg Malis, der das ohnehin nomadische Volk der Tuareg auf immer fernere Wanderschaften treibt.
So entstand das nun vorliegende siebente Album Tinariwens, vor dem 21. Jahrhundert verließ kein wie auch immer gearteter Output die verworrenen Wüstenwege und Oasenmärkte der Sahelzone, zum Teil im Stoner Rock-Mekka Rancho de la Luna und zum anderen in einer Oase im südlichen Marokko.
„Elwan“, wie auch seine Vorgänger, ist ganz zeitlos schöner Sahara Rock, der mit dem aus der kalifornischen Wüste kommenden wenig gemein hat. Würdevolle Melancholie und gezügelte Verträumtheit allenthalben. Allein die Liebe zum Blues ist die Klammer, welche beide Spielarten zusammenhält.
Und wie ebenfalls bereits auf den Vorgängern, ließ es sich der ein oder andere gestandene Musiker nicht nehmen, bei den Aufnahmen des neuen Tinariwen-Albums vorbeizuschauen. In der Rancho taten dies der frühere Dauergast und ehemalige Queens-Of-The-Stone-Age-Co-Sänger Mark Lanegan und Folk-Rock-Prodigy Kurt Vile, der ja sein jüngstes Werk „B’lieve I’m Goin Down…“ auch in Teilen in der Tonstudio-Ranch aufnahm.
Beide helfen, die fünf Minuten von „Nànnuflày“ zu den schönsten auf „Elwan“ zu machen, wenn sich Lanegans tiefes Timbre und seine englischen Worte mit dem Tamahaq der Sänger des Sahara-Kollektivs (bei Tinariwen singen Alle und Jeder) mischen und Vile eine verträumte Western-Gitarre darüberlegt, die souverän und schmutzig in den Sonnenuntergang zu reiten scheint.
Tinariwen sind die Erfinder ihres eigenen Genres, Bombino und Imarhan dagegen beispielsweise neue, spannende Zöglinge ihrer Pionierarbeit. Insofern bekommt man auf „Elwan“ genau das, was nur Tinariwen so kann: den einmaligen, den ursprünglichen Tuareg-Rock.
Den Blues aus der Sahara, der, würden wir alle ihn in unser Herz lassen, die Welt ein wenig besser machen würde.