The Naked And Famous ist nicht etwa der Titel einer Miley-Cyrus-Biographie, sondern bekanntlich der Name einer neuseeländischen Elektropop-Band aus Auckland. Das Quintett feierte 2010 mit der Single „Young Blood“ den Durchbruch und veröffentlicht nun in Festland-Europa sein drittes Studioalbum „Simple Forms“, welches im Rest der Welt bereits im Oktober 2016 erschien.

Wer bei dem Titel denkt, The Naked And Famous hätten sich an einem Album versucht, das sich auf eine gewisse Einfachheit zurückbesinnt, wird aufs Kreuz gelegt. Anstatt ‚back to the basics‘ geht es mit „Simple Forms“ in eine schillernde Pop-Welt, in der man auch Taylor Swift antreffen könnte.

Die ersten beiden Male, bei denen ich in die Platte reinhören wollte, habe ich spätestens bei dem dritten Song „Water Beneath You“ aufgegeben. Ich fühlte mich wie das Doge-Meme – alles, was mir durch den Kopf ging, war: „Wow. Much pop. Very bass. So synthie.“.

Synthpop erschien mir immer wie ein ausbalanciertes Spiel zwischen Mensch, Instrument und Mischpult. Bei „Simple Forms“ entsteht aber der Eindruck, als wäre der Sieger dieser Runde von Anfang an klar gewesen: die synthetische Klangerzeugung. Der poppige Sound, der noch auf „In Rolling Waves“ gefeiert wurde, wirkt hier übertrieben, zu dick aufgetragen. Indie-Charme – wo bist du?

Beim dritten Hörversuch merke ich jedoch, dass sich hinter dem glitzernden Vorhang aus Bass, Prunk und dicken Dubstep-Beats auch noch der Sound versteckt, der The Naked And Famous zum Liebling auf jeder Indie-Party macht: die Verbindung von Glamour und Punk, die auch noch um vier Uhr nachts zum Tanzen und Mitgrölen motiviert.

Der Track „My Energy“ wirkt im Gegensatz zu seinen Vorgängern weniger glattgebügelt. Er zeigt Kanten, kombiniert Indie-Elemente gekonnt mit den starken Elektro-Sounds und erinnert damit ein bisschen an The Subways.

Spätestens mit dem Titel „Backslide“ wird klar, dass sich The Naked And Famous nicht völlig der glitzernden Welt der Technik unterworfen haben. Die Stimmen von Alisa Xayalith und Thom Powers setzen sich gekonnt gegen den Bass durch, geben den Takt an.

So laut und basslastig wie das Album „Simple Forms“ begonnen hat, so ruhig und melodisch endet es. Der Song „Rotten“ wirkt wie eine Belohnung für alle Hörer*innen, die sich erfolgreich durch den Bass-Dschungel gekämpft haben. Er ist experimenteller, aber zugleich schlicht, in sich selbst zurückgezogen und überzeugt durch seine simple Form.

Der Erfolg, den The Naked And Famous mit ihrem ersten Album „Passive Me, Aggressive You“ hatten, lag begründet in der Kombination von Authentizität und Altbekanntem, von klassischem Indie-Album und Synthesizern. Ihr Wiedererkennungswert führte dazu, dass die Band in der Welle des wieder aufkommenden Synthpops – vorne mit dabei auch Chvrches, Austra oder Awolnation – nicht unterging, sondern in vollem Glanz erstrahlte. Originalität und Wiedererkennungswert scheinen bei „Simple Forms“ irgendwo im Tonstudio verloren gegangen zu sein.

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