Das vierzehnte Studioalbum der The Flaming Lips klingt nach einer funkelnden Raumfahrt am 3D-Simulator mit der Optionstaste, auf fliegende Einhörner Sternenstaub zu scheißen.
Was sich leicht eskapistisch anhört, ist weder grundsätzlich toll noch generell verabscheuenswert, sondern vor allem Geschmackssache. In jedem Fall aber spannend.
Wer vor rund 30 Jahren mit tieftönenden Synth-Pop Bässen und interstellaren Gesangsschichten konfrontiert wurde, mag an vieles gedacht haben, aber ganz sicher nicht an The Flaming Lips. Als die Experimental-Rocker aus Oklahoma City 1986 ihr ungestümes Indie-Debüt „Hear It Is“ vorlegen, sind sie weit von den durchgestylten, hoch psychedelischen Elektro-Pop-Songs entfernt, die auf „Oczy Mlody“ durch die Luft flirren.
Das Album markiert folglich den nächsten Schritt einer Band, die sich in einem immer währenden Häutungsprozess zu befinden scheint und dabei auch nicht vor No-go’s zurückschreckt.
Beste Beispiele dafür waren und sind ihre zweifelhaften Neuinterpretationen der Albenklassiker „The Dark Side Of The Moon“ und „Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band“ – letzteres unter anderem mit Miley Cyrus.
Am streitbaren „Wrecking Ball“-Luder hat die Band augenscheinlich einen Narren gefressen und sie jetzt erneut zur Kollaboration gewonnen. Für „We A Family“ übernimmt sie zwischen Gamboy-Colour-Sounds die zweite Strophe. Die Stimmen sind dabei im Effektwolf bis zur Unkenntlichkeit verfremdet.
Das allein war wohl noch nicht genug der Ehre. Cyrus‘ eigenem Stück „The Floyd Song“ verpassen The Flaming Lips unter dem Titel „Sunrise (Eyes Of The Young)“ einen schief-schönen Psychpop-Anstrich, der natürlich besser ist als das Original.
Wer sich die Mühe macht, durch den Nebel aus Laserstrahlen und Regenbögen hindurch zu hören, kann so einige schöne Melodien entdecken. „How“ besticht mit einer Eingängigkeit, die bei Fans von synthetisch angehauchtem Spacerock regelrechtes Hitpotenzial entfalten könnte. Hier trifft gutes Songwriting auf die richtige Dosis Effekt-Glitzer.
Wer allerdings noch tiefer vordringt, landet auch schnell wieder bei der kauzigen Querkopf-Aura von Bandchef Wayne Coyne und dessen Idee eines LSD-goes-Art-Konzepts: „At first there should be unicors/ The ones with the purple eyes and other ones with the green eyes“, heißt es im Chorus zu „There Should Be Unicorns“.
Eine dunkle, gebieterische Computerstimme vervollständigt die Phantasie: „Whatever they give them, they shit everywhere […] And if the police show up, we’ll give them so much money, that they can retire from their shitty violent jobs and live the greatest lives they’ve ever lived. And we will be high, and the love generator will be turned up“. Unbedingt!
Es ist die narrative Klimax einer Psychpop-Oper mit der illustren Story von einer Droge, die Menschen für drei Monate schlafen lässt, während sie davon träumen, auf Einhörnern Sex zu haben…
Kannst du dir nicht ausdenken sowas. Gut, dass wir die Lips haben.