Duke Garwood ist ein wütender Mann. So wütend, dass er die Luft um sich herum zu erhitzen vermag. Das sagt der Blues-Restaurator zumindest gegenwärtig über sich selbst und damit ist er angesichts einer sich scheinbar unaufhaltsam in Richtung Abgrund bewegenden Welt vermutlich nicht allein.
Zwischen all dem Irrsinn soll sein Album ein Rückzugsort sein. Ein Fluchtpunkt ohne Realitätsverlust, aber weit genug entfernt, um im Schatten der Songs für eine Weile aus dem Blickfeld der Wirklichkeit zu verschwinden.
So startet „Coldblooded“ mit den Worten „Shoot me down and find the pieces we all left behind“ und ist voll von destillierter Kraft, die Mark Lanegans Seelenverwandter aus seiner Musik filtert. Ein Hauch Morricone weht über den staubtrockenen Resonanzboden. Ein Stück wie der Auftakt für die Reise durch den „Garden Of Ashes“, unser verbranntes Paradies.
Die Arrangements bleiben karg wie die dort verbliebene Vegetation. Neben den Instrumenten, die der Brite selbst übernimmt, wurde das Album mit kleiner Kapelle (Paul May am Schlagzug, Pete Marsh am Kontrabass, Smoke Fairies im Background) in den Waliser „Valley Heights“ Studios federführend unter Regie von Strat Barrett eingespielt.
Es klingt nach präapokalyptischem Kammerspiel, dominiert vom sonoren Timbre einer Stimme, die über dieses Szenario einen Schutzschirm ausbreitet. Dabei sind durchaus hellere Momente vertreten, wenn „Sonny Boogie“ etwa zum Tanz bittet, „Blue“ seinen zarten Hoffnungsschimmer verbreitet oder „Heat Us Down“ eine entflammte Welt feiert.
Für seinen gegenwärtigen Gemütszustand steckt Garwood so viel Liebe in das Quietschen der Saiten wie in die Poesie von „Sing To The Sky“. Wo in „Days Gone Old“ die Zeit noch stillzustehen droht, oder „Sleep“ die Träume nicht halten kann, treibt „Move On Softly“ so sanft voran, wie das dezent angejazzte Titelstück zum Spaziergang einlädt.
Wenn schlussendlich „Coldblooded The Return“ textvariabel zum Opener den Kreis schließt, scheint sich das Stück auf dem Weg durch das Album mit neuem Wissen vollgesogen zu haben.
„Fantasy-Music“ nennt Duke Garwood sein sechstes Werk. Möge die Intuition dazu eine dunkle Vision bleiben.