Im Februar 2016 waren Amber Run am bisherigen Tiefpunkt ihrer noch jungen Karriere angekommen: ihr Label RCA Victor verkündete überraschend die Trennung, Gründungsmitglied Felix Archer tat dem gleich und verließ die Band. Es war eine schwere Zeit für den Rest der Gruppe um Will Jones, Joe Keogh, Tom Sperring und Henry Wyeth.
Dass der Weg zurück kein einfacher sein sollte, war den Jungs aus Nottingham klar, doch nun haben sie es wieder geschafft. Genau ein Jahr, nachdem der Tiefpunkt am schwersten war, erscheint am 10. Februar 2017 ihr zweites Album „For A Moment, I Was Lost“.
Dieses dokumentiert den Kampf aus dem Abgrund wieder zurück. Dabei definiert sich der Nachfolger zum 2015er Debüt “5AM” durch Angst, Qual, Wut und Fortschritt:
„Das Leben hätte so viel schlimmer sein können. Wir hätten die schlimmsten Jobs auf der Erde machen können“, erklärt Will Jones. Doch der Druck und die Erwartungen, die auf eine junge Band liegen sind groß. Große Plattenfirmen reden zu sehr rein und machen aus der Leidenschaft zur Musik eine kleine Qual:
„Die Wahrheit ist, dass jeder, der Musik macht, es aus Liebe und Leidenschaft macht. Und sobald dieser Prozess von falschen Erwartungen, Druck und Stress geplagt wird, drohen diese Gefühle zu übernehmen“, sagt Wyeth. „Jeder erwartet diese ganzen Feiergeschichten, aber keiner weiß, wie oft man sich auch verzweifelt und allein gelassen fühlt.“
Große Worte und Gefühle auf einem Album – doch noch immer ist der Sound für Amber Run am wichtigsten. Dabei orientieren sie sich wie schon auf dem ersten Album an Vorbildern wie Elbow oder The National, die einige Zeit brauchten, um ihren Höhepunkt zu erreichen, während sie sich immer selbst treu geblieben sind.
Doch wenn jetzt alle denken, dass sich alles auf “For A Moment, I Was Lost” nur ums Scheitern dreht, ist das nicht richtig. Das Album geht mehr um den Fortschritt und das Weiterkommen im Leben.
„Das ist buchstäblich, wie wir fühlten. Wir waren seit Monaten verloren. Und dann sind wir aufgewacht. Dieses Album hat unglaublich viel Adrenalin und Energie freigesetzt“, sagt Keogh. „Und ich glaube immer noch, dass wir dahin kommen werden, wo wir hin wollen – viele Platten zu verkaufen, auf Festivals als Headliner zu spielen. Das gleiche Ziel ist immer noch da. Aber wir verstehen die Arbeit, die da eingehen muss und das haben wir jetzt verstanden.“
Versöhnliche Ziele einer noch jungen Band. Und für alle, die jetzt Lust auf eine kleine Kostprobe haben: mit “Haze” und “No Answers” wurden die ersten Singles veröffentlicht.