Nick Cave And The Bad Seeds haben am Freitag ihr 16. Studioalbum „Skeleton Tree“ veröffentlicht. Die Arbeiten daran begannen zwar bereits 2014, aber das Album ist untrennbar mit dem tragischen Tod von Nick Caves Sohn Arthur verknüpft, der am 14. Juli 2015 starb, nachdem er in der Nähe ihres Wohnortes Brighton auf einem LSD Trip von einer Klippe gestürzt war.
Das Release wurde begleitet vom Film „One More Time With Feeling“ bei dem Andrew Dominik („Chopper“, „The Assassination of Jesse James By The Coward Robert Ford“, „Killing Them Softly“), ein Freund der Familie, Regie geführt hat. Nach der offiziellen Weltpremiere beim Internationalen Filmfestival von Venedig 2016 war ursprünglich die Aufführung nur für Donnerstag, den Tag vor der Veröffentlichung geplant, wurde aber wegen der großen Nachfrage auch am 9., 10. und 11. September in mehr als 800 Kinos weltweit gezeigt.
Der Grund für den Film war laut Andrew, dass Nick Cave einige Dinge loswerden wolle, aber er wisse nicht, wem er sie sagen sollte. „Ein traditionelles Interview ist einfach nicht machbar, aber ich habe dennoch das Bedürfnis, den Leuten, die meine Musik lieben, den Stand der Dinge verständlich zu machen“ sagte er Andrew Dominik.
Viele in der MusikBlog Redaktion kennen Nick Cave bereits seit den frühen Anfängen und es zeigte sich, wie schwierig es ist, sich einem solchen Album zu nähern. Und so stieg ein Redakteur nach dem anderen aus, der Artikel verzögerte sich um mehrere Tage.
Es ist unmöglich, eine Platte, die vor solch einem Hintergrund entstanden ist, rein musikalisch zu bewerten. Auch der Autor erinnert sich natürlich an das fröhliche Lachen der beiden Zwillinge Arthur und Earl gegen Ende in der 2014er Nick Cave Doku „20.000 Days On Earth“ von Iain Forsyth und Jane Pollard.
„Skeleton Tree“ klingt erwartungsgemäß getragen und geisterhaft und erinnert etwas an das 2001er Album „No More Shall We Part“. Vor allem gegen Ende wird die Stimmung besonders melancholisch. Die Texte zeigen, trotz einer vordergründig anderen Geschichte, immer Bezug zu der zu verarbeitenden Trauer.
In „I Need You“ singt Nick Cave mit lamentierender Stimme: „Nothing really matters, nothing really matters when the one you love is gone“. Im folgenden, sehr langsamen „Distant Sky“, bei dem sich die dänische Sopranistin Else Torp sehr eindrucksvoll im Gesang mit Nick Cave abwechselt, singt er „They told us our gods would outlive us, They told us our dreams would outlive us, They told us our gods would outlive us, But they lied“.
Im Vergleich dazu klingt die erste Hälfte mit „Jesus Alone“ und dem vergleichsweise fast schon optimistischen „Rings Of Saturn“ deutlich gefasster und nach vorn blickend. Man kann nur hoffen, dass Nick Cave die Albumtitel in umgekehrter Reihenfolge geschrieben hat.
Insbesondere für alle Nick Cave Fans und empathischen Menschen ist „Skeleton Tree“ starker Tobak. Da ist es nur ein leichter Trost, dass Nick Cave mit diesem Album eines seiner besten gelungen ist.
“And it’s alright now” singt Nick Cave am Schluss im Titeltrack, dem besten Song des Albums. Bleibt ihm und seiner Familie zu wünschen, dass dem bald so sein möge.