Unangenehme Nachbarn? Vielleicht lieber einen Wohnwagen mit Ninja und Yo-Landi Vi$$er an Bord vorm Haus?

Verglichen mit den beiden Protagonisten von Die Antwoord wirkt alles, mit dem sich The Prodigy in den Neunzigern optisch als Bürgerschreck versuchten, wie ein Kindergeburtstag.

Und auch akustisch klingen die Südafrikaner wie eine Kreuzung aus der Musik von Keith Flint & Co, 2 Unlimited und Scooter.

Obwohl es Frontmann Ninja schon oft leidenschaftlich bestritt, ist er in der Kunstszene Kapstadts kein unbeschriebenes Blatt und mischte bereits vorher unter Pseudonymen in verschiedenen Musik-Projekten mit. So zelebrierte er u.a. als Max Normal Rollenspiel mit Methode, machte seine Selbstinszenierung zum System.

Sein nächstes Projekt siedelte er im Trailerpark Milieu an, auch wenn die Rolle als Sprachrohr der weißen Unterschicht wohl auch diesmal nicht ganz ernst gemeint ist. Mit zurechtgebastelter Biographie und der passender Farce-Doku „Zef Side“ vor Ghetto-Kulisse am Rande von Kapstadts kokettierten Die Antwoord mit dem Charme des Prekariats.

Durch cleveren Einsatz von Internet und sozialen Medien regieren die Südafrikaner ab 2009 die Facebook-Szenerie und sammelten Millionen Klicks. Ihr „Enter The Ninja“ machte White Thrash in Verbindung mit einem musikalischen Bastard aus Euro-Dance und Rave-Rap Flashmob kompatibel.

Ungelenk wirkende Hip-Hop Moves, Krawalligkeit, schrille Videos, Provokation und Obszönitäten in Bild und Ton etablierten den im Prison Style tätowierten Schlaks und die „richest bitch with the nicest ass“ (O-Ton Yolandi) zusammen mit DJ Hi-Tek via „I Fink U Freeky“ oder „Babys On Fire“ als Motor einer feierwütigen Crowd.

Deshalb gibt es auf „Mount Ninjii & Da Nice Time Kid“ keine Veranlassung, am Konzept des Vorgängers „Donker Mag“ grundlegende Veränderungen vorzunehmen. Die bereits im Vorfeld zugänglichen „We Have Candy“ und „Banana Brain“ erweisen sich dabei als richtungsweisend.

Harte Beats, aus allen erdenklichen Geräuscherzeugern generierter Elektro-Thrash, dazu eine Kelle Punk Attitüde und im Hintergrund afrikanisches Getrommel bilden in der Summe nichts für musikalische Feingeister. Wohl aber ein hervorragende Album, welches Freak-Show, Rummelplatz und Sleepless Floor zu einer schräg-agressiven noctambulen Mischung verbindet.

Ninja rattert dazu seine wilden Vocals im bekannten Mix aus Englisch, Afrikaans und Xhosa, während daneben die piepsige Anti-Stimme von Yolandi klingt wie die Tonspur früher Disney-Cartoons.

Dazu gibt es prominente Unterstützung. Neben Sen Dog von Cypress Hill, Lil Tommy Terror und Schauspieler Jack Black (von Tenacious D. schon mal via Twitter für tot erklärt) flüstert in „Gucci Coochie“ niemand geringeres als Dita von Teese lasziv mit.

Die Songs über Ratten oder Geschlechtsteile mit Flügel verorten sich zwischen Kabarett und Gute-Nacht-Geschichte, glänzen mit infantiler Direktheit und sind erfrischend politisch inkorrekt.

Das Beste zum Schluss: Die unlängst als Trennungsankündigung interpretierten Aussagen von Die Antwoord in einem Interview wurden von ihnen umgehend dementiert!

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Album

Die Antwoord – Donker Mag

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