Aufgewachsen ist Felix Nyajo alias salute in Wien, wo er bereits in einem Alter Beats bastelte, in dem er Clubs noch gar nicht von innen sehen durfte. Mittlerweile wohnt der 20-Jährige im englischen Brighton; der studienbedingte Umzug macht dabei auch musikalisch Sinn: Britische Clubkultur liegt dem jungen Produzenten auf „My Heart“ hörbar am titelgebenden Herzen.
Was salute auf seinem neuen Mini-Album versammelt, wird allerdings am ehesten als musikalische Visitenkarte verständlich: Einen roten Faden, der die sieben Tracks stilistisch homogen zusammenhalten könnte, sucht man weitgehend vergeblich. Stattdessen stellt der Exil-Österreicher sein Können in der Verbindung vielfältiger Spielarten elektronischer Musik in der Breite dar.
Los geht’s mit dem Instrumental „Church“, das dank Gospelorgel und E-Piano entspannt beginnt, bevor Synthesizer und ein Trap-Beat das Ruder übernehmen und dem zunächst frei improvisiert wirkenden Track ein tanzbares Rhythmuskorsett anlegen.
Dem US-Sänger D.R.A.M. baut salute mit „One More Chance“ hingegen eine schmachtende Soul-Nummer, der extravagante Klavierloops, Gospelchor-Einwürfe und eine einprägsame Hookline das gewisse Etwas verleihen.
„Forever (Pearls)“ braucht außer Handclaps, blubberndem Bass, ein paar jazzigen Harmonien und den vertrackten Raps von Kamau aus Brooklyn nicht viel für ein minimalistisch groovendes Albumhighlight.
Und „War Cry“ beweist Mut zum Experiment: Hier collagiert salute aus Trillerpfeifen ein Trap-Brett, das nach zweieinhalb Minuten eine musikalische 180°-Wende hinlegt und auf Synth-Flächen entschwebt.
In solchen Momenten wirkt „My Heart“ ein wenig skizzenhaft und salute scheint sich nicht so recht für eine Richtung entscheiden zu wollen. Das macht streng genommen aber nichts: Dass er mehr als fähig ist, stringente Hits abzuliefern, beweisen unter anderem „Storm“ und das wunderbar düster-schleppende „Yours & Mine“ zur Genüge.
Wenn er die Essenz solcher Tracks auf Albumlänge bringt, steht einer Aufsehen erregenden Electronica-Pop-Platte nichts im Wege.