Es war Zeit, über den Tellerrand zu blicken – The Temper Trap im Interview

Dougy Mandagi, seines Zeichens Sänger und Aushängeschild der australischen Indierocker The Temper Trap, lebt vor allem für die großen Augenblicke: „Wenn du auf der Bühne stehst und die Menge so laut mitsingt, dass du dich selbst nicht mehr hören kannst: Das sind die überwältigenden Momente“, gab er einst zu Protokoll. Und es gab schon viele solcher Momente. Spätestens seit ihrem Überflieger-Hit „Sweet Disposition“ aus dem Jahr 2008 mischen die Australier im internationalen Indie-Geschäft kräftig mit. Mit ihrem neuen Album „Thick As Thieves“ will die Band nun den nächsten Entwicklungsschritt gehen. Wir trafen uns mit Sänger Dougy in Berlin zum Gespräch und plauderten über Kinder mit Wolfsmasken, musikalische Rückwärtsschritte und allabendliche Spiegelbilder.

MusikBlog: Dougy, euer neues Album „Thick As Thieves“ liegt hier auf meinem Tisch. Auf dem Cover sieht man zwei Jungs mit spukigen Wolfsmasken auf den Köpfen. Steckt da eine tiefere Geschichte dahinter?

Dougy Mandagi: Nicht wirklich. Unser Bassist (Jonathon Aherne) hat das Foto schon vor einigen Jahren geschossen. Die beiden Kids liefen mit den Masken einfach in der Gegend rum. Und Jonathon hat dann einfach ein Foto von den beiden Knirpsen gemacht. Als wir uns dann vor einigen Wochen mit dem Artwork für das neue Album beschäftigt haben, stießen wir auf dieses Foto. Wir haben uns nur angeguckt und gesagt: Das ist es! Es steckt also keine besondere Geschichte dahinter. Es war eher einer dieser Momente, in denen man aus dem Bauch heraus entscheidet.

MusikBlog: Wie lief es mit der Musik? Ist die auch aus dem Bauch heraus entstanden?

Dougy Mandagi: Irgendwann entscheidet man immer aus dem Bauch heraus. Man lässt sich dann treiben. Da sind dann all die Ideen, Vorstellungen und Erwartungen. Und man lässt die Dinge dann einfach laufen. Bis es dazu kommt, muss man aber an einen Punkt gelangen, der alle Ketten löst. Man muss klar sein. Es muss eine Richtung geben. Dieser Punkt ist sehr wichtig.

MusikBlog: Du sprichst von einem musikalischen Grundkurs?

Dougy Mandagi: Ja, so in etwa. Wir wollten diesmal einen Schritt rückwärtsgehen, um zwei weitere nach vorne zu kommen. Das klingt ein bisschen verwirrend. Aber so war es. Wir erinnerten uns an die Tage, als uns die Leute erstmals ins Herz geschlossen haben. Wir erinnerten uns an den Sound unseres Debütalbums. Das war der Startpunkt. Diese Energie von damals wollten wir zu neuem Leben erwecken und sie uns für das Hier und Jetzt zu Nutze machen.

MusikBlog: Dafür habt ihr euch Hilfe von außen ins Boot geholt.

Dougy Mandagi: Ja, wir haben erstmals mit Songwritern außerhalb der Band zusammengearbeitet.

MusikBlog: Warum?

Dougy Mandagi: Warum nicht? (lacht)

MusikBlog: Ja, warum eigentlich nicht…

Dougy Mandagi: Nur weil man sich öffnet und sich andere Meinungen anhört, bedeutet das ja nicht gleich, dass man Eigenständigkeit einbüßt. Es war für uns einfach an der Zeit, auch mal über den eigenen Tellerrand zu blicken.

MusikBlog: Und dann standen plötzlich etablierte Größen wie Pascal Gabriel (Kylie Minogue, Dido, Goldfrapp) und Justin Parker (Bat For Lashes, Lana Del Rey, Ellie Goulding) im Studio?

Dougy Mandagi: Genau. (lacht)

MusikBlog: Respekt.

Dougy Mandagi: Naja, ganz so einfach war es natürlich nicht. Aber am Ende hat sich der Aufwand ausgezahlt. Die beiden haben Tolles geleistet und dem Titeltrack des Albums, sowie dem Song „Fall Together“ faszinierende musikalische Anstriche verpasst.

MusikBlog: Das Arbeiten mit Pascal und Justin war nicht der einzige Schritt in Richtung Neuland. „Thick As Thieves“ ist auch das erste Album ohne euren ehemaligen Gitarristen Lorenzo Silitto.

Dougy Mandagi: Ja, das stimmt. Das war zu Beginn schon ein seltsames Gefühl. Aber ich denke, dass wir auch ohne Lorenzos Hilfe ein spannendes Album aus dem Hut gezaubert haben.

MusikBlog: Habt ihr euch seinerzeit eigentlich grundsätzliche Daseinsfragen gestellt?

Dougy Mandagi: Natürlich waren wir zunächst geschockt, als uns Lorenzo von seinen neuen Plänen berichtete. Er war ja nicht nur ein wichtiger musikalischer Bestandteil der Band. Er war auch ein Freund. Das ist er auch heute noch. Richtige Zweifel kamen bei uns aber nie auf. Dafür ist das Gerüst der Band einfach zu fest verankert. Wir haben geschluckt, keine Frage. Aber dann ging es auch weiter. Und ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind.

MusikBlog: Wohin führt der?

Dougy Mandagi: Gute Frage. Wir hoffen natürlich, dass uns das neue Album dazu verhilft, noch mehr Erfahrungen zu sammeln. Wir wollen einfach weiter nach vorne. Wir wollen mehr spielen, neue Länder entdecken, neue Menschen kennenlernen und uns als Band weiterentwickeln. Vor allem wollen wir aber, dass dieser Prozess auch weiterhin ein gesunder bleibt. Wir sind jetzt seit über zehn Jahren dabei. Während dieser Zeit haben wir viel gelernt. Das Wichtigste ist: Ehrlichkeit. Man muss sich als Künstler nach getaner Arbeit in den Spiegel gucken können. Dort darf man abends keinen anderen entdecken als am Morgen. Wenn das der Fall ist, dann ist alles gut.

MusikBlog: Dann wollen wir mal hoffen, dass sich euer Spiegelbild in Zukunft nicht verändert.

Dougy Mandagi: Das hoffen wir auch. (lacht)

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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