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MONEY – Suicide Songs – Auf Messers Schneide

MONEY können kongenial und kalkuliert Kummer komponieren. Das gelang der Band aus Manchester schon auf ihrem Debüt. Auch der Nachfolger schmiedet elegischen Pop. Und auch wenn es keinen Sticker gibt, der vor gefährlichen Texten warnt, stellt die Band im Promo-Anschreiben des Albums klar, dass der Titel keineswegs psychische Krankheiten glorifizieren soll. Auch Frontmann Jamie Lee geht es anscheinend noch gut, obwohl er, wie es aussieht, auf dem Cover ein Messer auf seiner Stirn balanciert.

Auch stimmlich wird wieder gezittert. Das Vibrato beherrscht Lee mittlerweile wie Folk-Trauerbarde Conor Oberst, während es bei den Instrumentals eher selten suicidal tendencies gibt. Im Opener „I Am The Lord“ führt eine Sitar die Melodie an und man fühlt sich schon fast an den traditionellen Folk mit Weltmusik-Touch erinnert, den gerade auch Yorkston/Thorne/Khan für sich entdeckt haben.

„Singing songs to myself“ heißt es lethargisch in „I’m Not Here“, das mit seinen eleganten Kompositionsbögen mitunter sogar an die frühen The Verve erinnert. Das ist musikalisch höchstes Niveau und hebt auch häufig die lyrisch existentielle Melodramatik auf, beziehungsweise überführt diese in ein harmonisches Gefühl. Auch der Titelsong wirkt keineswegs zerrissen, sondern dank Lee´s zartem Stimmeinsatz vielmehr einfühlsam. Ebenso geschieht das bei den alles andere als bitter eingespielten Streichern von „Hopeless World“.

Bis MONEY beweisen, dass sie sich auch mit ruppigeren Sounds und reiner Akustik ordentlich im Elend suhlen können. „You Look Like a Sad Painting on Both Sides of the Sky“ ist so ein Fall. Und ebenso der Abschluss „Cocaine Christmas and an Alcholic’s New Year“, bei dem man sich dann wirklich Sorgen um Lee macht, der zu Beginn am Piano lallt und später leicht psychotisch verrät: „And I am wasting all my time on cocaine and christmas and bottles of wine and I was happy as a child“. Dass seine Band es schafft, diese nahe an der Verzweiflung gebaute Poesie in ein erhaben anmutendes Klavierstück mit jazzigen Bläser-Sequenzen zu hüllen, lässt die Aufnahme so noch unheimlicher erscheinen.

Und doch lohnt es sich, die Band durch das Tal der Trauer zu begleiten. Richtig episch wird es kurz vor Schluss noch in „All My Life“, bei dem die Band auch mal wieder die E-Gitarren auspackt und entstaubt. Hier lehnt sich die Band fast ein wenig zu weit aus dem Fenster, doch emotionale Zurückhaltung war ohnehin nie ihr Geschäft.

Und obwohl sich oftmals der Eindruck einstellt, dass MONEY sich auf Jam-Sessions fokussiert haben, scheint der Weg jedes Songs am Ende pointiert und messerscharf. Eine bittersüße Ästhetik.

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