Erika M. Anderson erweitert mit dem Soundtrack zum Tara Subkoff Movie „# HORROR“ ihr Portfolio. Im Debut-Streifen der Schauspielerin und Modedesignerin Subkoff geht es um Cybermobbing, um das Außer-Kontrolle-Geraten im Umgang mit sozialen Netzwerken mit den entsprechenden Folgen für die Persönlichkeits- und Neurosenbildung von Heranwachsenden, dargestellt durch das sukzessive Ableben der aus differenten sozialen Schichten stammenden Teilnehmerinnen einer Pyjama-Party.

Da sich ihre letzte Platte „The Future`s Void“ großflächig mit den Themen Internet, Überwachung und Eingriff von Technologie in die Persönlichkeit beschäftigte und das Gefährliche ohnehin ständiger Begleiter von EMA ist, scheint die Do-It-Yourself Spezialistin die Idealbesetzung für die Umsetzung der tragenden Säule des Schock-Cinemas zu sein. Beinahe selbstverständlich meistert die Multitasking-Künstlerin diese Aufgabe, bewegt sich schlafwandlerisch sicher in der Grauzone zwischen der Realität und dem Virtuellen. Dabei zieht sie in den achtzehn Tracks der Platte alle Register des Gänsehaut-Erzeugens.

Vollwertige Songs gibt es dabei kaum, einen solchen gibt es genau ein einziges Mal. „Amnesia Haze“ ist eine sanfte Elektro-Pop-Nummer, die für ihre Verhältnisse ungewöhnlich handzahm klingt und stark an das erinnert, was Julee Cruise von Angelo Badalamenti für die Filmmusiken der David Lynch Streifen auf die Stimmbänder geschrieben bekam: eine blendend schöne Oberfläche, die beim Berühren zerbricht und den darunterliegenden Schlund aufreißt.

Das Zeitfenster vieler Stücke beträgt oft nicht mehr als eine Minute und doch passt dort alles hinein, was die entsprechende Sequenz auszudrücken versucht. Ob der synthetische Chor in „#HORROR Theme“, die singenden Gläser in „Visions Of Blood“, der sakrale Hauch in „The Girls Were Really Mean“ oder die Kühle von „Horror 2“, das durchgedrehte Orchester bei „Locust Strings“ oder das wörtlich zu nehmende „Danger Theme“ – alles scheint greifbar, aber ist mit einer netz-anonymen Teilnahmslosigkeit überzogen.

Andere Tracks nehmen sich mehr Zeit. „Surrender Michael“ kommt einem vom Engelschor begleiteten Hinübergleiten ins Jenseits gleich, „Harshmellow World“ ist dann eher im opulenten Dream-Pop zu Hause, während „Dr. White In The Woods“ von der Gitarre dominiert wird. Zwischen den Tönen versteckt sich immer wieder die angedeutete Verbeugung vor John Carpenters Analog-Synthi Themen, mit denen er bereits vor Jahrzehnten die Atmosphäre seiner Filme verdichtete. In den ruhigen Passagen der längeren Stücke scheint auch das Eintauchen in die Materie leichter, und wenn Entschleunigung kein Hipster-Begriff wäre – hier könnte er als Beschreibung des Gehörten treffend eingesetzt werden. In diesen Sinn entlässt dann „Exit Music“ mit seinem opiat-behafteten, großen Streicher-Kino aus dem Album.

Ganz zum Schluss gibt es dann noch ein Bonbon für Fans: „Amazing Haze Guitar“ ist eine dezent angegrungte Version des Stücks für alle die, die sich auf „Past Life Martyred Saints“ am wohlsten fühlen.

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