Nive Nielsen hat im Laufe ihrer bisherigen künstlerischen Karriere schon so einiges erlebt. Sie spielte vor der Königin von Dänemark, huschte gemeinsam mit Colin Farrel über die Kino-Leinwand („The New World“), gewann einen IMA Award in den USA und nahm im grönländischen Uummannaq ein Musik-Video bei -37° C (!) Außentemperatur auf. Die nordische Sängerin weiß also wie der Hase läuft. Sie kennt sich aus. Und so verwundert es auch nicht, dass ihr zweites Glitterhouse-Werk namens „Feet First“ vor professionellen Eckdaten nur so strotzt.

Aufgenommen in mehr als einem Dutzend verschiedener internationaler Studios und eingespielt von sage und schreibe 30 (!) „Deer Children“ – darunter etablierte Kollegen wie Howe Gelb, Ralph Carney, Teitur und John Parish –  präsentiert sich „Feet First“ oberflächlich betrachtet wie ein protzendes High End-Produkt.

Inhaltlich hingegen wird der Hörer vom Gegenteil überrascht. Hier schleicht sich teils minimalistisch arrangierter zuckersüßer Folk-Pop in die Gehörgänge. Wahlweise forsch und ryhthmusorientiert („Walking“, „Slip“) oder kuschelig weich und handzahm wie ein Schneehase („Are You Ready“, „Wrong“, „Ole“) vertonen die Songs harmonisch untermalte Geschichten einer dreijährigen Produktionsreise.

Aufgrund ihrer ausdrucksstarken Stimme, die sich mal kratzig, mal engelsgleich durch die Boxen schält, fühlt man sich schnell an eine endlich zur Ruhe gekommene, abgespeckte Version von Björk erinnert. Mystisch, teils gar psychedelisch abdriftend, aber stets lieblich und in flauschige Watte gehüllt, sendet die Verantwortliche ein Dutzend in Klang gegossene nordische Botschaften aus, die Freunde experimenteller, aber dennoch homogener Folk-Pop-Kost spielend leicht um den Finger wickeln.

Nive Nielsen und ihre „Deer Children“ liefern mit „Feet First“ den perfekten Soundtrack für die kalte Jahreszeit. In diesem Sinne: Türen zu, Kamin an und genießen. Sehr schön.

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