Es ist mittlerweile drei Jahre her, seit dem man was Neues von den Silversun Pickups gehört hatte. Drei Jahre zu lang! Nun sind die L.A.-Alternative-Rocker zurück und bringen gleich ihr neues Album „Better Nature“ mit. Produziert von Jacknife Lee, der unter anderen schon für Bands wie U2, Crystal Castles, Editors oder Weezer arbeitete, kommt das neuste Werk erwachsener und energiereicher daher als der Vorgänger „Neck Of The Woods“ aus dem Jahr 2012.

Die aktuelle Pressemitteilung der Silversun Pickups beschreibt „Better Nature“ als ihre „bisher menschlichste Platte“, doch leider trifft das Gegenteil für weite Strecken des Albums zu. Jacknife Lee kann ein Experte sein, wenn es darum geht, großartige Atmosphären zu schaffen, doch leider liegen seine Stärken nicht darin, den Songs eine eigene Persönlichkeit zu verleihen.

Das Saitenschnurren bei „Kissing Families“ oder das Quietschen bei „The Royal We“ – es sind kleine Fehler, die „Neck Of The Woods“ 2012 zu einem großartigen Album formten und eine humanoide Intimität verliehen. Doch der jüngste Versuch der Silversun Pickups ist sauber – viel zu sauber.

Dies scheint sehr frustrierend zu sein, denn „Better Nature“ hat viele geniale Aufhänger, wie man sie von den letzten Alben kannte. Doch Lee zog die Schrauben so fest an, dass gute Momente wie das heftige Gitarrensolo bei „Cradle (Better Nature)“ oder der hymnenartige Refrain von „Night“ klingen, als wären sie wie Diamanten zusammengepresst. Dabei wäre ein Stück rohe Kohle doch besser gewesen.

Melodien sind vorhanden und sie bleiben auch nach dem ersten Hören im Kopf. Doch irgendwie wünscht man sich, dass die Lieder mehr aus sich herauskommen, die Kontrolle verlieren – einfach, um ein wenig persönlicher zu sein.

Während die eigentliche Musik es nicht erlaubt, Gefühle zu vermitteln, liefert Frontmann Brian Aubert auf „Better Nature“ die wohl beste Leistung seiner Karriere ab. Im Alleingang trägt er „Friendly Fires“ und sein Zusammenspiel mit Bassistin Nikki Monninger verleiht den beiden stärksten Tracks des Albums „Circadian Rhythms (Last Dance)“ und „Tape-Deck“ eine atemberaubende dynamische Energie.

Aubert hatte zwar schon immer ein Talent dafür, sich in seinen Texten zu verlieren, doch wenn draußen das richtige Wetter ist, dann sind seine geistreichen Kommentare wie „This used to be fun / Now we’re in love“ Gold wert. Nikki Monninger, die diese Liedzeilen singt, bleibt die stärkste Waffe im Arsenal der Silversun Pickups. Ihre Stimme ist wie ein Granatwerfer, der die ganze Zeit hinten im Schrank steht und nur für Probeschüsse rausgeholt wird. Wenn dies passiert, erhalten Songs wie „Circadian Rhythms (Last Dance)“, der mit Abstand eingängigste Track des Albums, die Berechtigung, als modernes Pop-Juwel bezeichnet zu werden. Mit Sicherheit ist es einer der untypischsten Silversun Pickup-Songs, doch einer der schönsten.

Unabhängig davon, ob Fans „Better Nature“ mögen oder nicht, so werden viele zustimmen, dass dieses Album einen weiteren Wendepunkt für die Silversun Pickups darstellt, der aber in ihrer 13-jährigen Karriere nicht unbedingt nötig war.

Vielmehr sollten sie erstmal ihre neugewonnene Energie und Inspiration nutzen, um ihre kommende Tour unvergesslich zu machen. Diese Band funktioniert einfach am besten, wenn man nahe genug dran ist, um den Schweiß zu sehen, die Spucke und die kleinen Ausbrüche, welche uns alle menschlich machen.

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