Nate Brenner alias Naytronix aus Oakland, Kalifornien dürfte vielen bekannt sein als Bassist und kongenialer Sidekick in Merrill Garbus‘ Projekt tUnE-yArDS – kein Wunder also, dass auf Naytronix‘ neuem Album experimentelle Polyrhythmik vorherrschend ist, die in kein Mainstream-Popschema passt.

„Mister Divine“ erscheint wie schon das Vorgängeralbum von 2012, „Dirty Glow“ beim Berliner Label City Slang und ist Brenners bisher spannendste und zugänglichste Platte geworden. Der Multiinstrumentalist und Producer jongliert mit vielen verschiedenen Stilen und Einflüssen, und schafft es doch, ein durchgehend relaxtes Album abzuliefern, das seinem Ruf als „Cali Bootsy“ – also dem kalifornischen Bootsy Collins – mehr als gerecht wird.

Brenner/Naytronix ist ein wahrer Wizard an den Reglern und Knöpfchen:  Schon im leichtfüßig-schwebenden Titeltrack switcht er mühelos von Siebzigerjahre-Feelgood-Pop á la Doobie Brothers zu afrikanisch inspirierten Rhythmen, die an Altmeister William Onyeabor erinnern, zuweilen auch an die Musik des Disco-Visionärs Arthur Russell, und natürlich an seinen ähnlich genial-versponnenen Labelkollegen Dan Snaith a.k.a. Caribou.

Naytronix‘ Single „Back In Time“ verbreitet nostalgisches Flair, das den grauesten Herbsttag vergoldet, während „Dream“ elektronifizierten Funk mit dicken Bässen bietet – Brenners sanfte Stimme bildet einen schönen Kontrast zu diesem Sound. Apropos Sound: Trotz vieler Zutaten ist Naytronix‘ Musik absolut klar. Jedes Instrument, jedes Gitarrenpicking, jeder einzelne Ton ist definiert und hörbar – Brenner weiß, dass seinen Songs eine minimalistische Produktion am Besten steht. „I Don’t Remember“ zum Beispiel besteht aus nicht viel mehr als Handclaps, Gitarre und Synthietupfern – und entwickelt mit geringen Mitteln einen sehr lässigen, tanzbaren Sog.

Das Album sei hauptsächlich auf Tour entstanden, im Bus und in Hotelzimmern, so Naytronix: Das Oberthema (Fort-)Bewegung ist in vielen Songs auf „Mister Divine“ zu spüren, am deutlichsten in „Starting Over“ und „Living In A Magzine“, das wie der Soundtrack zu einem wehmütigen Abschied am Bahnhof klingt, und gleichzeitig geradezu kosmische Aufbruchstimmung verbreitet.

Der Name „Mister Divine“ sei übrigens eine Art Talisman für ihn, sagt Nate Brenner: In den letzten Jahren sei es sehr schwer für ihn gewesen, angesichts seiner vielen Projekte und Beteiligungen den Überblick zu behalten. Das ging offenbar nicht ohne göttlichen Funken, der natürlich auch auf seinem neuen Album durchscheint.

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