Die Musik von Lusts aus Leicester (bitte mehrmals laut vorlesen!) ist ein Fest für Indie-Nostalgiker: Die Brüder Andy und James Stone mögen noch jung sein, ihre Platte „Illuminations“ klingt über weite Strecken wie ein Debütalbum aus den frühen bis mittleren Achtziger Jahren, als die Gitarren jingelten und jangelten, und die Frisuren der MusikerInnen tief in die Gesichter hingen.
Aber Lusts sind eine wirklich frische, junge Band: Ihr erstes Konzert spielten sie Anfang 2015, direkt danach gingen sie mit den befreundeten Coves als deren Supportact auf Tour, vor Kurzem waren Lusts beim Reeperbahn Festival in Hamburg zu sehen. Inzwischen dürften sich James und Andy Stone also eine gewisse Erfahrung erspielt haben, und man darf sich auf die beiden anstehenden Deutschlandkonzerte von Lusts Ende November in Berlin und Köln freuen.
Wer es dort nicht hin schafft, sollte sich „Illuminations“ unbedingt besorgen, vorausgesetzt, man steht auf Bands wie Echo And The Bunnymen, The House Of Love, die frühen The Cure, The Cult oder The Jesus And Mary Chain nach ihren Feedback-getränkten Anfangstagen. Atmosphärischer, dabei nicht gothic-mäßig überladener Post-Punk-Wavepop, durchzogen von Shoegaze-Elementen und viel Hall auf der Stimme ist Lusts‘ Metier; ihre Songs seien überdies von den Filmen David Lynchs inspiriert, sagen Andy und James.
Tatsächlich würde man die Platte ohne zu zögern in ein dunkles Cover packen, aber die Musik ist kein bisschen deprimierend – vielmehr druckvoll, dringlich, emotionsgeladen: Ein echtes Debütalbum eben. Die Single „Temptation“ ist hymnisch angelegt, wie gemacht zum Mitsingen bei Konzerten, sehnsuchtsvoll und triumphierend zugleich. „Waves“ besticht durch den Wettstreit von Keyboards und Gitarren, in „Sometimes“ rührt der Gesang zu Freudentränen.
Es ist erstaunlich, dass Lusts als Duo einen so dichten Sound erzielen wie eine mehrköpfige Band – die klare Produktion von Hookworms-Mitglied MJ findet den richtigen Weg zwischen dem Schwelgen in der Vergangenheit und der Verlinkung in die Jetztzeit. Lusts sind nämlich keineswegs rückwärtsgewandte Achtziger-Epigonen, sie stehen nach eigenen Angaben sehr auf Ariel Pink, Wavves und SoKo (die ihrerseits ja auch gerade ein The Cure-inspiriertes Album veröffentlicht hat).
Fazit: „Illuminations“ ist ein verheißungsvolles Debüt, das nicht nur Leute begeistern wird, die in den 1980ern jung waren.