Vor über vierzig Jahren drehte John Carpenter „Dark Star“, eine Science-Fiction-Parodie, die wegen ihres trashigen Charakters zum Kultfilm avancierte. Ob Aiden Whalley und James Young diesen Film im Hinterkopf hatten, als sie ihre Band Darkstar gründeten, bleibt ein Geheimnis, klar ist jedoch, dass das Duo eines der besten Elektroprojekte Großbritanniens ist.
Folgerichtig erscheinen Darkstars Platten seit einiger Zeit bei Warp Records, wo auch Aphex Twin, Flying Lotus und LoneLady zuhause sind. Nach dem Ausstieg ihres kurzzeitigen Sängers James Buttery sind Darkstar wieder zu zweit, Whalley hat die Vocals übernommen, seine Stimme gibt den Tracks die filigrane, fragile und emotionale Note.
Darkstars letzte Platte „News from Nowhere“ erschien 2013 und erhielt ausschließlich positive Resonanz. Mit ihrem aktuellen Album „Foam Island“ heben Whalley und Young ihren feinsinnigen Maschinensound auf eine neue Ebene: Zwischen gebrochenen, digitalen, aber auch organisch pumpenden Beats und Synthiepluckern sind immer wieder Gesprächsaufnahmen zu hören. Freunde, Nachbarn und auch der Band unbekannte Menschen aus ihrer Heimatstadt, dem nordenglischen Huddersfield, waren eingeladen, Statements zu ihrer Lebensrealität und der politischen Situation in England abzugeben.
Die Stimmen der Leute von nebenan machen „Foam Island“ zu einem ungewöhnlichen, besonderen, aber auch identifikatorischen Experiment: Tracks wie „Inherent in the Fibre“, „Stoke by the Fire“ oder das unfassbar gute, vorab veröffentlichte „Pin Secure“ sind einerseits tanzbare, eingängige Updates von R’n’B und urbanem Soul. Gleichzeitig aber auch gesellschaftlich relevante Wasserstandsmeldungen.
Dazu muss man wissen: Huddersfield liegt in einer armen, trostlosen Region. Den Menschen dort geht es schlecht, nicht besser jedenfalls als manchem osteuropäischen Staat, den die Leute lieber verlassen möchten. Darkstar sind keine explizit politische Band, nutzen aber ihre Position als recording artists, um auf Missstände hinzuweisen: „Go Natural“ spielt mit einer leichtfüßigen, flirrenden, von karibischen Steel Drums inspirierten Stimmung – und verstolpert sich doch absichtlich, damit man sich nicht zu behaglich einrichtet im vordergründig harmonischen Elektrosound.
Darkstars Musik ist sensibel und direkt zugleich, Universen weit entfernt von Trash, um nochmals auf Carpenters Film zurückzukommen. Gäbe es den Begriff „Intelligent Disco“ nicht schon, für Darkstar müsste er erfunden werden.