“S–C–H–N–I–P–O–S–C–H–R–A–N–K–E“ schallt es fein säuberlich-rhythmisch aufgezählt aus den dankbaren Boxen (und steht übrigens für die von Comedian Kurt Krömer erfundene Wortschöpfung Schnitzel mit Pommes Rot/Weiß wie die Farben der Bahnschranke).
Das munter machende „Intro“ des verbalen Haudrauf-Duos zeigt im glanzlosen Proletenstil unweigerlich auf, womit wir es geballte 44 „Satt“-Minütchen zu tun haben: mit den geerdetsten Hamburgerinnen unter den ohnehin schon geerdeten Hamburgerinnen und Hamburgern.
Die eingangs halbwegs gerappte Selbstbeweihräucherung würde einschlägigen Kollegen hier bereits dicke Eier prognostizieren – ein Genital-Vergleich, der Daniela Reis und Fritzi Ernst sicherlich alles andere als aufstoßen dürfte.
Denn es schält sich ganz ungeniert heraus, worauf Du Dich mit dem Debüt Schnipo Schrankes einzustellen hast: auf scheinbar emotionslos-distanzierten Unisono-Gesang, der mit entsetzlich indiskreter Coolness von oben herab dahergeschmettert kommt; auf formschöne Klavierbemühungen, welche emsig dem schon in der Schule erlernten „linke-Hand-Bass-rechte-Hand-Harmonien“-Schema Folge leisten; auf solide Schlagzeug-Künste, die sich gar nicht erst anstrengen, himmelhohen Ansprüchen zu genügen; auf eine Produktion, die so in einem jeden Wohnzimmer hätte entstehen können.
Beleidigend? Keineswegs. Anerkennend – das schon eher. Denn „Satt“ lebt von einfachen Melodien, die Du schon immer im Hinterkopf hattest und hebt sich durch ebensolche Texte ab: Das sind simple Textgedanken, welche Du auf solch splitterfasernackte Art und Weise nur heimlich in Deinem oberen Kämmerlein selbst formtest.
Doch Schnipo Schranke treten breitbeinig in die stockkonservative Öffentlichkeit: Die lyrischen Ergüsse, die könnten so nicht besser inszeniert werden. Etwa, wenn sich das Duo im „Schnipo-Song“ selbst vorstellt, kommen die Beschreibungen herzlich unallerliebst, alles andere als überheblich, denn vielmehr todehrlich unaufgeregt daher. Nach hier erfolgten eigenen Angaben schreiben sie die Zeilen aus Langeweile, die beiden: „‘ne Kurze und ‘ne Kranke / zwei Peanuts, ein Gedanke“.
Ob es nun um die von Charlotte Roche eingeführten Körperflüssigkeitsthemen geht, um die eine oder andere unerfüllte Liebe und noch unerfülltere Ménage-à-trois mit dem Mann im Mond („Herzinfarkt“), oder aber um Sex, Sex, Sex, sowie Sex und Sex („Intensiv“) – die Damen schreiben wahre Oden. Oden an die unbefriedigenden Partner, an unbefriedigende Situationen, an das noch unbefriedigendere Selbst – und sei es mittels einer zauberhaften Hass-Hymne an die unerbittliche rote Zora („Gute Reise “). Oder, oder, oder.
Das Ganze ist keine an den Haaren herbeigezogene Comedy. Das ist die unausgesprochene Komik der blanken Realität. Ich wünsche den beiden Schnipo Schranke-Frauen von Herzen unglaublich viel Langeweile – damit schon bald noch mehr Rotz und Trotz aus den Boxen schallt.