Dass der 24-jährige Yannick Ilunga aus Kapstadt in einer Metalcore-Band mit dem Musikmachen begann, hört man seiner jetzigen Inkarnation als Petite Noir nicht wirklich an: Er selbst nennt seine polyrhythmische Melange „Noir Wave“, ein treffendes Wortspiel, das die Einflüsse aus New Wave und südafrikanischer Musik vereint.

Von Petite Noir hatte man zuerst anno 2012 gehört, als der Song „Till We Ghosts“ erschien. Vergleiche mit TV On the Radio und Bloc Party wurden gezogen, die Erwartungen an den Youngster aus Südafrika waren hoch. Doch der ließ sich gute drei Jahre Zeit, bis er die EP „King Of Anxiety“ herausbrachte, die als Appetizer für das jetzt erscheinende Full-Length-Album „La Vie Est Belle / Life Is Beautiful“ dienen sollte – und was soll man sagen, die lange Wartezeit ist jede Minute wert gewesen.

Auch wenn die oben genannten Vergleiche zutreffen, und sich deutliche Linien zu zum Beispiel Joy Division oder afrikanischem High-Life-Sound der 1970er Jahre ziehen lassen, hat man doch eine Musik wie die Petite Noirs noch nie gehört. Am auffälligsten dabei ist Ilungas Falsettstimme: Samtig weich, geschmeidig und subtil sexy singt Petite Noir von seinen Liebesgeschichten, die unterschwellig leidenschaftlich sind und niemals aufdringlich. Eher geheimnisvoll und rätselhaft – ja, tatsächlich ein bisschen wie Bloc Party.

Petite Noir ist allerdings nicht an einem Rip-off dieser Band interessiert:  Für ihn existieren keine musikalischen Grenzen, weshalb „La Vie Est Belle…“ so avantgardistisch wie super-zugänglich zugleich ist. Synthie-Elemente, expressive Percussion, Wechsel von Computer- zu live eingespielten Drums, kühle Wave-Anmutungen und aufgeladener Funk – Petite Noir macht Weltmusik im besten Sinne, man kann sich ihn als Pariser Straßenmusiker genauso vorstellen wie als New Yorker Hipster oder als südafrikanischen Popstar.

Und doch sind seine Songs nie beliebig oder glatt, ganz im Gegenteil: Petite Noir ist in jedem Moment total da, mit allen Fasern seines Herzens und Körpers. Songs wie „Chess“, „Colour“ oder „Just Breathe“ gehören zu den intensivsten Pop-Momenten, die man in diesem Jahr haben kann. Das Album offenbart mit jedem Hördurchgang neue Facetten, man entdeckt ständig neue Details in den Songs. Man beginnt zu verstehen, warum es so lange dauerte, bis Petite Noir dieses Album endlich in die Welt schickte – gut Ding will eben Weile haben, um einen sehr klischeehaften Spruch zu zitieren. „La Vie Est Belle / Life Is Beautiful“ indes ist von jeglichem Klischee frei. Das muss man erstmal schaffen, heutzutage.

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