Beim sechsten Album der Casady-Schwestern ist vorab gewiss nicht mehr mit viel Überraschungsmoment zu rechnen. Natürlich machen Bianca „Coco“ und Sierra „Rosie“ Casady nach wie vor diesen einmaligen, weirdo Experimental Folk, bei dem sich leider durchgesetzt zu haben scheint, ihn mit “Freak Folk” zu betiteln. Als wäre CocoRosies beispiellose Musik irgendwie abartig, dabei ist sie „lediglich“ wunderschön andersartig.

Umso erfreulicher, dass „Heartache City“ CocoRosie zurück zu alten Stärken bringt, waren die letzten Alben, allen voran „Tale Of A GrassWidow“ doch nicht das gleiche, wie der Casady-Schwestern furioser Beginn in der Indie-Branche vor mittlerweile zehn und mehr Jahren. Vor allem die Beat- und Elektro-lastigen Ausflüge auf „Tale Of A GrassWidow“ wollten nicht so recht zur verqueren Zauberhaftigkeit der beiden in den USA aufgewachsenen, aber in Frankreich musikalisch beheimateten Geschwister passen.

In der Herzschmerzstadt “Heartache City” liegt der Fokus wieder ausschließlich auf analoger Instrumentierung. Vielerlei altmodisches Spielzeug und kuriose Flohmarktinstrumente erheben die seltsamen, mal gesprochenen, mal gesungenen Geschichten der Casadys in entrückte Alice im Wunderland-Welten.

Das allein wäre im Grunde immer noch nicht genug, sich nicht des alten Kritikervorwurfs der Abnutzungserscheinung eines bestimmten Musters ausgesetzt zu sehen. Der Grund warum „Heartache City“ aber eines der besseren CocoRosie-Alben ist, ist ein runder, funktionierender flow. Die Seltsamkeiten von CocoRosie machen ihre Alben oft zu Achterbahnfahrten. Hier aber stimmt der Groove, poltern zum Beispiel die ersten drei Stücke, „Forget Me Not“, „Un Beso“ und „Lost Girls“ in artverwandter Stimmung cool vor sich hin.

„Heartache City“ hat einen schönen Vibe, zwischen all dem Geklimper, Geratter und Gepolter lassen Coco und Rosie wieder einen Geist räucherstäbchen-mäßig aufsteigen, der die Kraft hat, die Verhältnisse und Problemlagen des Alltags wieder ein bisschen ins rechte und weniger schwermütige Licht zu rücken.

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