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Gwenno – Y Dydd Olaf

Gwenno Saunders ist eine walisische Sängerin und die ehemalige Frontfrau und Keyboarderin der englischen Indie-Pop Band The Pipettes. Diese brachten 2010 ihr letztes Album „Earth vs. The Pipettes“ heraus, seitdem liegt die Band auf Eis. Gwenno Saunders war aber in den letzten fünf Jahren weiter aktiv. 2012 veröffentlichte sie ihr erstes Soloalbum „Ymbelydredd“, was sie in ihrer walisischen Heimatsprache (Welsh und Cornish) einsang. Nun folgt also ihr zweites Werk, das mit „Y Dydd Olaf“, was so viel heißen soll wie „Der letzte Tag“, genau so einen Zungenbrecher-Namen hat wie der Vorgänger. Inspiration für dieses Album holte sie sich von „House Of The Twilight“, einem Buch des walisischen Schriftstellers Owain Owain.

Auf den Songs spricht aber ganz klar die Musik, denn textlich versteht man herzlichst wenig, außer man ist der walisischen Heimatsprache mächtig. Aber egal, Sigur Ros findet auch jeder toll, obwohl sie keiner versteht. Die Musik von Gwenno kann man auch als eine Mischung aus einer „light-Version“ von Sigur Ros, den Cocteau Twins und früheren Goldfrapp bezeichnen.

Der Rezensent träumt ja neben dem Weltfrieden gelegentlich von einer perfekten Mischung aus eben diesen genannten Bands. Darauf muss er aber erst einmal weiter warten, denn „Y Dydd Olaf“ ordnet sich ganz klar als zweites Album auf der fast schon scheuen Seite ein, erzeugt dabei aber tatsächlich auch eine Gänsehautstimmung wie auf dem Debüt, und das ganz klar ohne sich zu wiederholen.

Musikalisch hat man es also entsprechend mit einer zurückhaltenden, geradezu scheu anmutenden Platte zu tun. Beats? Höchstens in Zeitlupe und Ansatz, wie im kleinen Ausbruch „Fratolish Hiang Perpeshki“. Ansonsten überzeugt hier eher die vernebelte Atmosphäre, verträumte Synthie-Sounds, sanfte Drums mit sachte darauf getupfter Elektronik und natürlich diese magische Stimme.

Das Album kommt gleichzeitig leicht und düster daher und wirkt am besten als Ganzes, so dass man einzelne Stücke kaum herausheben möchte. Neben dem vorab mit Video bedachten Opener „Chwyldro“ lassen sich dennoch die Stücke „Calon Peiriant“ und „Stwff“ nennen, aber auch der dunkel bemalte Song „Golau Arall“ oder das tragisch klingende Titelstück sind starke Kompositionen.

Für ihr zweites Album schuf sich Gwenno Saunders einen ganz eigenen Soundkosmos voll kammermusikalischer Balladen und dunkler Elektronik-Soundscapes. Ein verwunschen-märchenhaftes, dabei nicht zu extravagantes Album, ähnlich charismatisch wie Werke von Kate Bush oder Björk. Letztendlich sollte man sich vom Gesamtkunstwerk berauschen lassen, denn berauschend ist er geworden, dieser „Y Dydd Olaf“, also „Der letzte Tag“.

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