Montagabend in München. Es gießt in Strömen, vor dem Zenith ist kein Mensch zu sehen, nur der Parkplatzwächter erfüllt tapfer im Regenmantel seine Pflicht. Drinnen allerdings volles Haus und gute Stimmung, trotz des „Sauwetters“, wofür sich Farin Urlaub später nochmal ausdrücklich bedankt.

Es geht ziemlich pünktlich los mit „Mein Lied“ vom aktuellen, mittlerweile vierten FURT Album „Faszination Weltraum“ – vorgetragen nur vom vierköpfigen Racing Team Damenchor (von Farin Nattern genannt), welcher später zu jedem Song auch in bester Schu­bi­du-Choreo tanzt. Neues Chormitglied übrigens die Japanerin Yoko San, die, wie Farin später erklärt, „kein Wort Deutsch spricht, aber alle Texte innerhalb von 48 Stunden auswendig gelernt hat – typisch Japaner eben“.

Es folgen überwiegend die neuen Stücke des Albums. Trotz der hohen Beatzahl ist die Musik, und zunächst auch die Atmosphäre in der Halle, eher laid-back/entspannt. Farin Urlaub trägt seine Titel ohne große Bewegung, mit Gitarre am Mikrofon stehend vor, dazwischen immer mal einen Schluck Tee aus seiner weißen Tasse nehmend. „Von wegen keine Bühnenshow, ich gehe jetzt zu Nessie“ sagt Farin passenderweise zwischendrin und geht zu seiner rothaarigen Gitarristin Nesrin Sirinoglu. Das mittlerweile 11 Musiker umfassende Racing Team besteht übrigens, mit Ausnahme des Bläser-Ensembles von The Busters, vorwiegend aus Frauen.

Die Stimmung ändert sich jedoch dann mit „iDisco“, das Farin mit „Jetzt eröffnen wir die Großraumdisko“ ankündigt und in dessen Verlauf riesige, glitzernde Girlandenbänder vom Dach über die Bühne herab fallen. Vor „Der ziemlich okaye Popsong“ stellt Farin Urlaub dann einen „Wall of Death“ Wettbewerb vor, der auf der Tour eingeführt wurde und beinhaltet, während des Songs so schnell wie möglich eine solche Wall of Death zu formieren. Farin erklärt, dass Hamburg derzeit führt, gefolgt von Münster. Der Titel wird 2-3 Mal kurz zum Üben angespielt, worauf Farin meint, dass mit dieser Performance München einen soliden zweiten Platz belegen würde, was entsprechende Buhrufe erntet („Buht ihr euch selber aus?“). Das Publikum strengt sich während des Songs jedoch an und Farin stellt danach ein Unentschieden fest, korrigiert dies jedoch nach entsprechendem Zuschauerprotest umgehend auf einen knappen Sieg.

Eine sehr lustige Idee, danach kocht natürlich der Saal. Farin heizt die Stimmung weiter an („Jedes Konzert ist so gut wie sein Publikum“) mit Aufforderungen zum Mitsingen, dies mal laut und mal leise oder kombiniert mit einem Hinsetzen wie bei „Newton hatte Recht“ oder dem durch Farin vorher instruiertem Lachen der Männer, einem „von wegen“ der weiblichen Zuschauer und einem dreimal vor dem Körper („von der Schulter zum Genitalbereich“) markierten Z als Blitzsymbol während des Titels „Alle dasselbe“.

Vor dem Konzert-Highlight „Zehn“ erklärt Farin Urlaub, dass bayrische Musik ihn früher immer eingeschüchtert hätte, er sie aber dann kennen-, schätzen- und lieben gelernt hat, was ihm den Applaus des Münchener Publikums einbringt. Das gemeinsame Zählen bis 10, bevor die ganze Halle anfängt, wild zu hüpfen („ich zähle bis zehn und dann will ich euch springen sehen“), muss dem Publikum dann nicht mehr näher erläutert werden; nach kurzer Polka-Intro geht es los und das Zenith kommt zum Brodeln.

Nach über 30 Liedern, zwei Zugaben, dem nochmaligen, kurzen Anstimmen von „Zehn“, der Vorstellung der einzelnen Teammitglieder und mehreren Verbeugungen ist die schöne Party dann zuende. Wie bei FURT Konzerten üblich, stand die Show und nicht die Musik im Vordergrund. Der Spaß, den Farin Urlaub beim Animieren der Zuschauer hatte („Ich liebe meinen Job“) war dabei jedoch ansteckend und das Konzert besser als jede Zumba-Stunde im Fitnesscenter. Und deswegen waren wir alle ja auch schließlich da.

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