Als vor drei Jahren das gleichnamige Debüt des Londoner Trios Djano Django herauskam, war der Hype mal wieder groß auf der Insel. Die Retter des usw…, dies liest man ja in der Presse schon so häufig, dass man einem Schreianfall nahe kommt. Django Django waren die Darlings der Kritiker und sogar der Modezar Karl Lagerfeld erklärte sie zu seiner Lieblingsband. Fakt ist, dass einem die damalige Single „Default“ entweder kräftig auf den Geist gehen konnte oder man liebte sie.
Das gleiche Gefühl überkommt einem bei ihrem neuen Output „Born Under Saturn“. Django Django müssen sich sich nun, drei Jahre später, beweisen. Eintagsfliege oder nicht? Ihr neues Album fängt erstmal so an, wie ihr Debüt aufgehört hat. „Giant“ ist ein nervöses Stück mit Gesang, der polarisiert. Die hohe Stimme von Vincent Neff ist der Zentralpunkt dieses Stücks, ja man kann sogar sagen, das Markenzeichen der Band. Die erste Singleauskopplung „First Light“ wiederum verblasst doch dann ein wenig, vergleicht man diese mit dem Kracher „Default“ von 2012. Hier wird eher auf Atmosphäre gesetzt, vielleicht zu sehr, denn das Lied kommt irgendwie nie so richtig in Schwung.
Dennoch sprengt auf „Born Under Saturn“ die poppigste Musik den Rahmen von Pop. Oder generell jeden ohnehin überflüssigen Genre-Rahmen. So ist es auch die Tatsache, dass sich hinter all der Hyperaktivität und dem kontrollierten Kontrollverlust Pop verbirgt, die, welche Django Django so großartig macht.
„Reflections“ folgt mit einem Beat, der mit einem ums Zehnfache verstärkenden Klirren hier und Stakkato-Synthie da in die Höhe betrieben wird. Gesanglich setzt Neffs bei dem Titel ebenfalls auf rhythmische Betonungen. Melodisch, also wirklich in die Richtung mitsing-melodisch, ist „Reflections“ obendrein auch noch.
Der Bandname beschreibt also allzu treffend, was den Sound dieser Band ausmacht, indem die Repetition förmlich den Klang der abgehackten Wort- und Lautwiederholungen abbildet. Rhythmus Rhythmus. Genau wie „Shot Down“, das weniger Hysterie mitbringt und sanfte, säuselnde Parts mit einigen gezielten Trommelschlägen eingeleitet, dramatischeren Parts gegenüberstellt. „Beginning To Fade“schraubt dann noch einmal zurück und plätschert mit Piano-Passagen dahin, bringt ein prägnantes, aber für Django Django-Verhältnisse dezentes Schlagzeug ins Spiel, nimmt es wieder heraus und lässt es fortan mit dem Piano immer hin- und herkokettieren.
„4000 Years“ reißt aus den Träumereien, in denen man sich zuvor über weite Strecken befand. Es kickt mit einem Gitarren-Riff ein. Dann ertönt ein äußerst R’n’B-anmutender Gesang, dann wieder Coolness und Stakkato. Django Django sind Meister dieses dramaturgischen Wechselspiels. „Life We Know“ schließt dieses grandiose Album mit einem gitarrenlastigen, etwas rotzigeren Sound ab und lässt die stillen Parts nie lange währen. Sie werden durchhackt von schrillen Riffs und tiefen Synthie-Spielereien.
Mitreißend wie ein Tobsuchtsanfall, inklusive der erschütternden Ruhe danach und dem Anbahnen des nächsten Wahnsinns. Hin und her, hoch und tief, laut und leise, in stetigem Wechsel. So spannend wie auf „Born Under Saturn“ war Indie-Pop selten.