Kaum zwei Alben lang hat Conor O’Brien gebraucht, um sein Songwriting mit „Becoming A Jackal“ und „{Awayland}“ über eine Fülle von Ideen zu spannen, die ihm eine hoch verdiente Nominierung nach der anderen beim Mercury Prize bescherten. Die Songs offenbarten dabei einen kreativen Geist, dessen Suche nach Offenbarung ihn in die entlegensten Winkel seiner Seele führte. Und das mit dem ständigen Drang sich selbst immer weiter zu erforschen.

Der durch die Songs hindurch schimmernde Facettenreichtum belegt, dass O’Brien dafür gewillt war stets klanglich differenzierte Stücke zu schaffen, denen es nicht an Detailfülle fehlte. Diese findet auf dem dritten Werk „Darling Arithmetic“ vorerst einen Gegenspieler, der mutig genug ist zum Kern all dessen vorzudringen und im selben Atemzug den musikalischen Spielraum bewusst einzugrenzen.

Den Gürtel enger um sich herum geschnallt, besinnen sich Villagers auf den neuen Songs auf den Ursprung und tauschen die vor allem auf „{Awayland}“ so deutlich in Erscheinung tretende Experimentierfreude zugunsten eines merklich reduzierten Klangbildes ein. So ist es nicht verwunderlich, dass O’Brien sich dieses Mal ohne seine treuen Bandmitglieder ans Werk machte.

Sowohl beim Songwriting, als auch in der musikalischen Ausführung agierte der Ire als eine Art einsamer Wolf, der vielleicht nach aussen hin bewusst den Rückzug antrat, aber innerlich umso mehr vorwärts gewandt blieb. Auf dem Dachboden seines Farmhauses nordöstlich von Dublin fühlte er sich wohl genug, um seine Gedanken und Gefühle ungefiltert in neun Songs zum Ausdruck zu bringen. Und das in einer neu gefundenen Schlichtheit, die zwar im Hinblick auf die Instrumentierung minimalistisch erscheinen mag, aber dabei inhaltlich nichts an emotionaler Größe einbüßt.

Nutzte O’Brien auf den vorherigen Alben sprachlich gesehen noch oftmals eine Reihe von schön geformten Metaphern, verzichtet er auf „Darling Arithmetic“ fast vollständig darauf und lässt die Songs dadurch umso unmittelbarer wirken. Die Subtilität des Songerüstes rückt einmal mehr eindrucksvoll die stimmliche Hingabe in den Vordergrund mit der der Villagers Sänger seine Emotionen mutig verbalisiert.

Thematisch kreisen die in der seelischen Abgeschiedenheit entstandenen Songs dabei um einen alten Bekannten – die Liebe. Die Tatsache, dass darüber vermeintlich schon alles gesagt wurde, nimmt dem Album nichts von seiner Schönheit oder gar Aussagekraft. Vor allem, weil O’Brien schonungslos und mutig zugleich zu Werke geht und seine Eindrücke keinen Zweifel daran lassen, dass hinter dem Songwriter ein wacher Geist steckt. Auf „Darling Arithmetic“ erforscht dieser feinfühlig und analytisch die unterschiedlichsten Formen der Liebe und kommt damit nicht nur dem Albumtitel, sondern vor allem seiner Innenwelt so nah wie niemals zuvor.

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