Seit der Veröffentlichung von „Ultra“ 1997 hat sich bei Depeche Mode eine Art Vierjahresplan eingependelt. Sprich, alle vier Jahre kommt ein Album. Damit wird dann einmal rund um den Globus durch dickste Hallen getourt und im Anschluss werden erstmal die Füße hochgelegt. Nachdem Dave Gahan seine Soloambitionen anscheinend auf Eis gelegt hat, ist Martin Gore der Einzige, der auch in diesen Ruhepausen noch halbwegs aktiv bleibt. Was aber auch nicht wundert, denn Gore ist Depeche Modes musikalischer Kopf und zählt mittlerweile zu den erfolgreichsten britischen Songwritern.

Während der 53-jährige frühere Pausen für Auftritte als DJ und ein Techno-Album mit Depeche Mode Ex-Kollegen Vince Clarke nutzte, hat er diesmal an seinem zweiten Soloalbum „MG“ gebastelt. Genaugenommen ist es sogar sein erstes richtiges Album mit Eigenkompositionen, denn die beiden Vorgänger, die EP „Counterfeit“ (1989) und „Counterfeit²“(2003), bestanden ausschließlich aus Interpretationen seiner Lieblingsstücke von anderen Musikern.

Rausgekommen ist mit „MG“ ein reines Instrumentalalbum. Für Gore ist das allerdings kein Neuland, denn die Instrumentals auf den Depeche Mode-Alben stammen auch alle von ihm. OK, früher hatte auch Alan Wilder dabei noch seine Finger mit im Spiel, aber der ist ja schon seit 1995 nicht mehr an Bord. Nicht alle der sechzehn Stücke auf „MG“ sind brandneu. Eine Handvoll von ihnen war schon für das letzte Depeche Mode-Album „Delta Machine“ gedacht und fand aus konzeptionellen Gründen dann doch keine Verwendung.

Eingespielt hat Martin Gore (oder MG wie er sich nennt) die Stücke im Alleingang mit dem von ihm favorisierten Eurorack Modularsynthesizer. Einem Hybridsystem bei dem man sich aus analog und digital Modulen das Instrument selber zusammenbasteln kann. Klassisch analoge Klangfarben überwiegen allerdings auf „MG“.

Der Grundgedanke des Albums liegt in der Gestaltung von sehr filmischen, Science Fiction-artigen Atmosphären. Dementsprechend findet man hier auch keine Songstrukturen, sondern sechzehn in sich gestaltete Klangwelten. Und da lässt sich auch der Schwachpunkt des Albums erkennen. Vieles rauscht auf „MG“ ohne richtige Höhepunkte an einem vorbei und bleibt im Bereich einer recht gekonnten atmosphärischen Untermalung für kühle, gut gestylte SF-Streifen. Betrachtet man die Stücke außerhalb dieser Assoziation für sich, bekommt man allerdings nicht selten den Eindruck von Studien, die noch nicht ganz komplett ausformuliert wurden und irgendwie noch auf dem Weg zu etwas sein scheinen.

„MG“ ist aber definitiv kein schlechtes Album. Alles ist mit absolutem Sinn für klangliche und atmosphärische Details gestaltet und Gore‘s Musikalität steht sowieso außerhalb jeder Diskussion. Mit „Elk“ und „Islet“ gelingen ihm zum Beispiel sehr schöne Klangbilder mit ganz eigenem Charakter. „Brink“ und „Crowley“ sorgen wiederum für gekonnte derb düstere Akzente. Überhaupt bleibt die Grundstimmung des Albums eher im düsteren Bereich. Erst gegen Ende wird es mit „Southerly“ und „Featherlight“ etwas heller.

Möglicherweise wäre es kein Fehler gewesen, wenn Gore etwas weniger exzessiv gewesen wäre und anstelle von sechzehn Stücken ein kürzeres, konzentrierteres Album gemacht hätte. Es wird aber interessant sein, zu hören, ob „MG“ auch auf die kommenden Depeche Mode-Stücke abgefärbt hat. Gerüchtehalber soll er sich schon mit ihnen beschäftigen.

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