Howling kann man als Projekt bezeichnen, bestehend aus Singer/Songwriter Ry X und Âme-Produzent/Innervisions-Chef Frank Wiedemann. Bei Howling stellt man sich die Frage: Ist Musik per se menschlich? Weil sie von Menschen gemacht ist? Noch hat es kein Computer geschafft, ganz von selbst Musik zu komponieren. Zumindest keine, die unseren ästhetischen Vorstellungen gerecht wird. Aber wie ist es mit elektronischer Musik, der Kombination von Mensch und Computer?

Howling kennen sich mit den Zusammenhängen zwischen Mensch und Maschine aus, denn ihre Musik zeigt dem Hörer, dass elektronische Musik sowohl kühl klingen als auch Wärme erzeugen kann. „Sacred Ground“ gibt sich glücklicherweise nicht damit zufrieden, bloß diese Tatsache zu ändern. Das Album grenzt sich deutlich von den kleineren Veröffentlichungen ab: Neben Techno und House sind da Elemente aus Dub und generell ruhige Passagen ohne selbstbewusst tanzbare Beats.

Der Opener „Signs“ entfaltet behutsam eine Klanglandschaft aus Wärme, die wohl nur die wenigsten aus einem Synthesizer kitzeln können. Und kaum ist es einem wohlig ums Herz, schneidet sich ein energiegeladener Bass-Loop rein, bemächtigt sich der entstandenen Wärme und füttert sie mit reichlich tanzbarer Energie. Im Fall von „Limus“, einem der Album Highlights, kommt die Wärmeerzeugung besonders zum Zuge. Solche Songs geben der Platte echte Emotionen und sind das Sahnehäubchen des menschlichen Gefühls. Die warme Aufnahmetechnik, die einem unter Kopfhörern das Gefühl gibt, mittendrin zu sein, macht „Sacred Ground“ häufig zu typischer „Headphone-Music“.

Doch trotz all der Ausflüge in ruhigere Sphären ist dieses Debüt weit weg von Easy Listening, vieles hier funktioniert zweifellos auch auf der Tanzfläche.Wie wichtig Howling der Dance-Aspekt ihres Schaffens ist, zeigt „Quartz“ besonders deutlich. Ein federleicht tanzbarer Song, der einem auf der Tanzfläche dennoch den Schweiß auf die Stirn treiben wird.

„Sacred Ground“ stehen die vielen Einflüsse ausgesprochen gut zu Gesicht. Komplexe elektronische Sounds gewinnen dank Feingefühl für Klang und Arrangement organische Tiefe. Bezüge auf den zeitgenössischen Electronic-Soul sowie Richtungs- und Stimmungswechsel zur rechten Zeit liegen Howling im Blut. Und ein Gespür für poppige, melancholische Melodien, die wahrscheinlich dafür verantwortlich sind, dass die Musik von Howling auch außerhalb der Club-, House- und Elektronik-Zirkel funktionieren wird.

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