Da sage noch einer, Kunst studieren lohnt nicht. Das Studium der African American Visual Culture hat Archie Fairhurst immerhin Künstlernamen und musikalische Grundkonzeption gegeben. Dem Cut’n’Paste-Collagenkünstler Romare Bearden im Geiste, sampelt sich der junge Londoner Beatschmied Romare auf seinem Debütalbum durch afrikanisch inspirierte und Hip-Hop infizierte Electronica.
Mit Kate Tempest und Young Fathers hat das kleine, aber feine Londoner Indie-Label Ninja Tune ohnehin zwei neue und durchstartende Spielarten des Hip-Hop am Start, da passen die gesampelten „feel good vibes“ und beat-lastigen Rhythmusstrukturen auf „Projections“ gut ins Portfolio eines Labels, das als Flaggschiff den zuletzt schwächelnden, aber noch immer hoch gelobten Bonobo in petto hat. Genau in dieses Electronica-Horn bläst auch Romare, nur Beat-, eben Hip-Hop-lastiger: friedliche, beschwingte, tagträumerische Samplevermengungen. Ganz klar: Damit steht er den im Underground zahlreich umtriebigen Hip-Hop-DJs à la Suff Daddy, dessen Rap-lose DJ-Sets ein Dancefloor-Schmaus sind, näher als alles andere.
Doch genau hier öffnet sich die Weggabelung: wer will Romare sein? Ein Suff Daddy ist ein sampelnder DJ für den Club, für die Hip-Hop-Party – mit mehr Mixtapes, EPs, Compilations und Split-Projects als echten Alben; ein Bonobo ist ein tagträumender Chillout-Artist, der das Album als Konzeption seiner Downtempo-Reisen braucht. Romares talentiertes, hübsches Debüt versucht sich an beidem, was die Sache unausgegoren werden lässt.
Mit Blick auf seine Aufsehen erregende Debüt-EP vor einigen Jahren, „Meditations on Afrocentrism“, die alle Samples als Fußnote in einem Extratrack vereinte, benannte und somit ethnologisch verort- und erklärbar machte, mutmaße ich, Archie Fairhurst will mehr sein als ein bloßer DJ. Dazu aber muss er sich noch mehr strecken.