Eines merkte man den New Pornographers schon immer an: Die Riesenband aus Kanada ist ziemlich verknallt in Pop-Musik. Das beweist sie seit 2000 auf ihren zumeist opulent ausfallenden Power Pop-Alben. Ihre letzten Veröffentlichungen „Challengers“ und „Together“ waren dabei besonders erfolgreich. Letzteres erreichte 2010 in den USA sogar Platz 18 der Charts. Danach kam lange nichts.
Kein Wunder, sind die Mitglieder der Band doch äußerst beschäftigt. Dan Bejar ist Mitglied bei gleich drei weiteren Bands, von denen Destroyer die bekannteste sein dürfte. Mit Kurt Dahle und Todd Fancey sind außerdem zwei Musiker von Limblifter vertreten. Neko Case ist ebenfalls an Bord, der sowohl solo als auch mit Maow Erfolge feiern konnte. Wir haben es also mit einer lupenreinen Supergroup zu tun. Angesichts dessen und ihrer früheren Releases ist die Erwartungshaltung an ihr neues Album „Brill Bruisers“ entsprechend hoch.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Die können die New Pornographers nur teilweise erfüllen. Das Album startet mit dem Titeltrack gut und druckvoll. Hier bekommt man imposant vorgeführt, was Power Pop ausmacht. Alles wirkt energiegeladen – egal ob Vocals, Gitarre oder Synthesizer. Man hört sofort mit beiden Ohren hin und die Füße wippen unweigerlich im Takt mit.
Auch die folgenden Songs „Champions Of Red Wine“ und „Fantasy Fools“ gefallen noch. Vor allem das Zusammenspiel der unterschiedlichen Stimmen ist etwas besonderes, das die Band vom Sound anderer Künstler abhebt. Mit „War On The East Coast“ beginnt allerdings das Dilemma. Dieser Song markiert die stetige Abnahme an sinnhaften Texten von diesem Zeitpunkt an. Die musikalischen Elemente, die in den ersten zehn Minuten noch auf der Haben-Seite standen, wiederholen sich jetzt so oft, dass sie einen in der Mitte von „Brill Bruisers“ entweder kalt lassen oder anstrengen.
Das, was die Band mit ihrem Stil zum Motto ausrufen, nämlich die freudige Feierei des Pop wird hier überspannt und mündet dadurch in einen Reigen an Austauschbarkeit. Würde man die Lieder jeweils einzeln hören, wären sie wahrscheinlich ansprechend. Durch die nahtlose Aneinanderreihung hingegen verlieren sie an Wert.
Dass die Mitte und das Ende des Album dennoch ein paar Perlen zu bieten haben, soll aber nicht unerwähnt bleiben. In „Marching Orders“ sind die Synthiemelodien wunderbar verspielt. „Wide Eyes“ könnte im Soundtrack einer guten RomCom auftauchen und „Hi-Rise“ baut auf einem absolut erfrischenden Sound auf.
„Brill Bruisers“ ist also kein totaler Ausfall. Im Gegenteil: Für den Random Play-Modus im Mediaplayer sind die Tracks überaus gut geeignet, doch als Paket ist ihr Zauber geschmälert. Statt sanfter Pop-Huldigung wirken sie hier wie ein Pop-Vorschlaghammer. Auf den Vorgängeralben gingen die New Pornographers zaghafter mit ihrem Sound um. Fraglich, warum sie dies nun vermissen lassen.