„Shaking The Habituals“ hieß dass 100 Minuten Werk von The Knife , mit denen uns das Geschwisterpaar Karin und Olof Dreijer im letzten Jahr einigermaßen ratlos zurückließ, waren die Aufnahmen doch hart an der Grenze gewöhnlichen Hörverhaltens angesiedelt.
Sperrige Klangkonstrukte ohne erkennbare Songstrukturen, die akustisch das Beseitigen des gesellschaftlichen Ungleichgewichts durch Rückzug in Gesetzmäßigkeiten von natürlichem Zeitfluss und biologischen Rhythmen begleiteten. Besser geworden ist die Welt durch diese Feststellungen nicht, aber eine Vertiefung dieses Anliegens ist nicht Gegenstand der jetzigen Mini-LP.
Es handelt sich um acht Songs aus der inzwischen nicht unerheblichen Discografie der Schweden, die anlässlich ihrer aktuellen US-Tour ein „Shaken-Up“ erfahren haben, um den Funken der Stücke nicht nur in die Köpfe, sondern auch in das Tanzbein der Besucher während ihrer ohnehin sensationellen Shows springen zu lassen.
Schütteln von Gewohnheiten hat bei den beiden Musikern aus Stockholm System. Dran glauben mussten die Stücke „Bird“ vom „The Knife“-betitelten Album aus dem Jahr 2001, „Got 2 Let U 2“ und „Pass This On“ vom 2003 erschienenen „Deep Cuts“, „We Share Our Mother`s Health“ und der Titeltrack der 2006er „Silent Shout“ Platte sowie „Without You My Life Would Be Boring“, „Ready To Lose“ und „Stay Out Here“ von der letzten Veröffentlichung.
Wer sich durch die obligatorische Percussion-Performance zu Beginn jedes Stücks gewühlt hat, wird sofort von Karin Dreijer Anderssons Gesang gefangen genommen, der zwar auch bei diesen Aufnahmen zwischen Voodoo und Schamanentum unterwegs ist, aber nicht den tranceartigen Zustand ihres Projektes Fever Ray erreicht. Dafür ist das Album zu cluborientiert produziert, ohne – wie bei vergleichbaren Veröffentlichungen – ab dem zweiten Song zum Gähnen zu animieren und in kompletten Stumpfsinn abzudriften.
Denn als eine der gegenwärtig wohl innovativsten Bands gehen den beiden beim Mixen die Ideen nicht aus. So werden aus „We Share Our Mother`s Health“ schon mal alle Bässe entfernt oder der Hauch der Südsee weht durch die House–Beats.
„Pass This On“ wird vokal von Shannon Funches (Light Asylum) unterstützt, hier wird auch wieder der Faden zu den gesellschaftspolitischen Themen der Vorgänger geknüpft, konkret zum Gender-Thema. „I´m in Love with your Sister, what´s Her Name?” singt Dreijer Anderson, wie das in ihrer Welt ausgehen kann, kennen wir schon vom fulminanten „Full Of Fire“ Video.
Mit „Silent Shout“ gelingt dann noch ein wahrer Deep-House-Treffer, mit dem sich problemlos in den Sonnenaufgang zappeln lässt.
Die Aufnahmen erreichen ihr Ziel und gehen geradlinig ins Bein, obwohl bei dieser 4/4 Takt-Vorgabe die sonst unverwechselbar spröde Atmosphäre der Skandinavier etwas auf der Strecke bleibt.
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