Elvis Costello hat schon so oft Genre-Grenzen überschritten – da ist eine Zusammenarbeit mit der hochgeschätzten Neo-Soul-Band The Roots fast schon eine der geringeren Hürden..

Unter Costellos zahllosen Kollaborationen ist die mit Allen Toussaint der naheliegendste Vergleich. Auf dem Album „The River In Reverse“ ließen die beiden älteren Herren 2006 den Südstaaten-Soul der 60er Jahre hochleben und setzten ganz nebenbei den Opfern des Wirbelsturms „Katrina“ in New Orleans ein rührendes Denkmal.

Auch auf „Wise Up Ghost“, Costellos erster Platte mit The Roots, befasst sich der britische Sänger, Pianist und Gitarrist nun wieder mit afroamerikanischer Musikkultur. Wobei das Ergebnis diesmal wesentlich urbaner und „moderner“ ausfällt als seinerzeit mit der Sixties-Soul-Legende Toussaint.

Die Roots-Truppe um den großartigen Schlagzeuger Ahmir Questlove Thompson (alias „?uestlove“) legt nüchterne, Hip-Hop-nahe Beats und muskulöse Funk-Grooves unter die typisch nasale Stimme des 59-jährigen Costello.

Gelegentlich führen Streicher und Bläser dem reduzierten Sound ein wenig Wärme zu, doch insgesamt lebt diese ungewöhnliche Zusammenarbeit vom Understatement und dem Können  aller Beteiligten.

Zustande kam die Partnerschaft ursprünglich schon 2009, als Costello in der „Late Show“ von Jimmy Fallon auftrat, in der The Roots seit langem die musikalische Begleitung für alle Gäste liefern. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft zwischen dem Altmeister und Questlove.

„Ich hatte das Gefühl, dass mit dieser Band alles möglich sein würde“, so Costello über seine Erwartungen an „Wise Up Ghost“ – ein Album, das ausdrücklich als „Number One“ gekennzeichnet ist, also wohl noch einen Nachfolger haben wird.

„Elvis kam zu uns mit einer schemenhaften Idee, und wir haben die dann angereichert“, sagte der Roots-Chef mit der beeindruckenden Afro-Frisur dem britischen Magazin „Uncut“ über die Entwicklung gemeinsamer Songs.

Klavier und Schlagzeug, also die Beiträge von Costello und Questlove, bildeten die Grundlage der Tracks. „Und wenn sie in dieser Zwei-Mann-Kombination überzeugten, begaben wir uns aufs nächste Level und brachten die Band ins Spiel“, erzählt der seit seinen New-Wave-Tage Ende der 70er immer weltläufiger gewordene Brite.

Die Harmonie der Studioaufnahmen ist auf „Wise Up Ghost“ jederzeit spürbar, das Album klingt bei aller Groove-Orientierung sehr warm, konzentriert und lässig.

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