Was beim Auftritt von Kate Nash anlässlich des letztjährigen Berlin – Festivals schon zu vermuten war, wird bei ihrem neuen Album „Girl Talk“ Gewissheit: Aus der am Klavier vor sich hin klimpernden Londoner Plaudertasche, die uns Ohrwürmer wie „Foundations“, „Mariella“ oder „Do – Wah – Doo“ schenkte, ist jetzt eine Musikerin mit Attitüde geworden.
Im Spagat zwischen straightem Feminismus („Im a feminist/And if that offends you/Then fuck you“ aus „All Talk“ ) und Entschärfung des Themas („I´m sick of being the bitch that you think I´am“ aus „3Am“) wirkt die Engländerin auf „Girl Talk“ allerdings mitunter etwas unentschlossen, wohin die Reise nun gehen soll.
Mit Kate Nash am Bass und einer Girl-Power-Band, die aussieht wie L7 nach Maniküre und Haarekämmen, lärmt das Album im Sinne berühmter Indie-Bassistinnen drauf los.
Der Einsteiger „Part Heart“ klingt jedenfalls schon mal verdächtig nach den Breeders, „Omygod!“ ebenso, aber das ist insgesamt unproblematisch, denn – wie schon an anderer Stelle angemerkt – ist es nach Jahrzehnten Musik-Historie inzwischen beinahe unmöglich, einen Sound mit Alleinstellungsmerkmal zu kreieren.
Und so könnte man auch dem Stück „Fri-end?“ die Nähe zu „I Want Your Love“ von Transvision Vamp unterstellen oder die Tarantino Hommage „Death Proof“ direkt auf den entsprechenden Soundtrack zum Film verfrachten.
Das Schrammel-Brett „Sister“, der A-capella Song „Lullaby For Insomniac“ und das wohl beste Stück des Albums „You’re So Cool, I’m So Freaky“ machen aber deutlich, dass es ihr mit dem Richtungswechsel ihrer persönlichen wie musikalischen Grundanliegen ehrlich und ernst ist.
Leider ist in der jetzigen Metamorphose-Phase der Kate Nash ihr Akzent auf der Strecke geblieben. Aber da insgesamt noch Luft nach oben zu sein scheint, findet dieser sich vielleicht auf Album Nummer 4 wieder ein. Vielleicht liegt diese Reflexion aber auch daran, dass Boys einfach nicht über Girls talken sollten.