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Pond – Man It Feels Like Space Again

Leben wir eigentlich wirklich in so psychedelischen Zeiten? Denn momentan scheint es so, als würde jede Band, die irgendwie vom Mainstreampfad abweicht und gerne mit Sounds und Songstrukturen herumspielt, direkt in den großen Psychedelic-Container gesteckt.

Auch Pond laufen bekanntlich unter diesem Etikett. Mit „Man It Feels Like Space Again“ legte das Quartett aus Perth gerade sein sechstes Album in sechs Jahren vor. Als Seitenprojekt von Tame Impala gestartet, hat die Band inzwischen so viel Eigenleben entwickelt, dass Bassist Nick Allbrook sogar zum Ex-Impala wurde, um sich voll und ganz bei Pond reinhängen zu können. „Man It Feels Like Space Again“ sollte eigentlich schon vor zwei Jahren erscheinen. Aber Touren und andere Verpflichtungen führten dazu, dass die neun Songs erst mal liegen blieben. Stattdessen wurde dann 2013 mit „Hobo Rocket“ ein Album mit komplett neuen Stücken veröffentlicht.

Das war kein Fehler, denn anscheinend haben Pond die Zeit genutzt, um weiter an den Songs zu feilen. Mit Erfolg: „Man It Feels Like Space Again“ ist Ponds bislang ausgereiftestes und bestproduziertes Album. Während die Songs ihrer früheren Alben sich noch gern mal in ihrer eigenen Verspieltheit verloren haben oder durch Jams zerfaserten, sind die neuen Songs stimmig strukturiert und auf den Punkt durcharrangiert. Kreative Verrücktheit und songtechnisches Handwerk sind hier immer gut ausbalanciert.

Stilistische Einflüsse kommen wie immer aus allen Ecken. Egal ob Prog, Classic-Rock, Achtziger AOR (Adult Orientated Rock), Siebziger Art-Pop, Psychedelic aus allen Dekaden etc. Alles was Spaß macht, wird in den Mixer gesteckt und dann nach eigenem Bauplan wieder neu zusammengebastelt. Sei es eine Prise frühsiebziger Glam a la Bowie und Bolan, mit der „Waiting Around For Grace“ und „Elvis’ Flaming Star” einen eigenen Dreh bekommen. Oder durchgeknallter Funk a la Sly & The Bootsy Clintstone auf “Outside Is The Right Side”. Auch atmosphärische Nummern zum Abtauchen und Ausklinken sind mit “Holding Out For you”, “Sitting Up On Our Crane” und dem Titelstück im Album-Preis mit inbegriffen. Alles in allem ein kurzweiliges Vergnügen, bei dem garantiert keine Langeweile aufkommt.

Klar, tauchen immer mal ein paar schräge Klangfetzen und Soundcollagen auf, eine Ecke Rückwärtsgitarre, diverses Geschwurbel und Gefiepe. Aber ist das jetzt unbedingt alles psychedelisch? Bewusstseinserweiternde, psychedelische Trips durch unendliche Klangwelten oder was auch immer, stelle ich mir eigentlich anders vor. Aber egal. Stilbezeichnungen sind eh nur Schall und Rauch. „Man It Feels Like Space Again“ besteht einfach aus eigenwilligen, gut gestrickten Popsongs, die immer wieder mit ein paar überraschenden Schlenkern aufwarten und vor guten Einfällen sprühen. Erlaubt ist was gefällt. Und funktioniert.

Auch das quietschbunte Comic-Cover ist ein absoluter Gewinner. Dürfte in keinem Plattenladen zu übersehen sein und sollte man in der Vinyl-Ausgabe sein eigen nennen können.

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